Bitte lasst es Herbst werden. Zwar ist dann die Regierung wieder in der Stadt, aber das spürt man kaum, weil sie die wichtigen Entscheidungen wie das Sparpaket sowieso in den gefühlten Frühwinter verschiebt. Bis dahin haben wir uns an Kälte gewöhnt, an soziale wie klimatische.

Alles besser als die jüngsten Erkenntnisse dieses Sommers. Dabei hätte es so schön sein können: Ferien, Freiluftkinos, Feiern, Freibäder. Freibäder? Eben: eine Ernüchterung. Es lebe der Saisonschluss im herbstlichen September.

Nehmen wir Wien: 18 Freibäder, 31 Millionen Liter Wasser in den Becken - und was machen die Badegäste? Schlempern das Wasser weg. 5000 Liter pro Tag sind verschwunden, haben offizielle Berechnungen ergeben. Und was nicht getrunken wird, wird weggetragen: in diesen knielangen Badehosen, in die je 2,5 Liter passen.

In den Schlabbershorts stecken, Surprise, die Jüngeren, erhellt sich aus einer deutschen Umfrage. 51 Prozent der 14- bis 39-Jährigen tragen dieses sexy Badegewand, jeder Zweite über 50 zwängt sich lieber in enge, kurze Badehöschen. Man weiß nicht, was trauriger ist.

Herbstlicher Regen wird die Menschen aber nicht nur ins G'wand, sondern auch in die Gummistiefel zwingen. Vorbei dann mit dem neuen Trendsport "Bauerngolf" (inkl. Staatsmeisterschaft), bei dem die Gummler möglichst weit geschleudert werden müssen.

Bitte lasst es Herbst werden. (gra, DER STANDARD - Printausgabe, 16. August 2010)