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Nach dem russischen Exportverbot war der Preis für Weizen an den Weltmärkten in die Höhe geschossen. Eine über den Erwartungen liegende Ernte den USA steuert dem entgegen.

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Wien / New York - Seit der vergangenen Woche geht wieder die Angst an den Aktienmärkten um. Die Eintrübung des Wirtschaftsausblicks der US-Notenbank Fed hat die globalen Aktienmärkte auf eine steile Talfahrt geschickt. Der "Angst-Index" in den USA (der Volatilitätsindex VIX, der angibt, mit welchen Schwankungen die Marktteilnehmer in der nahen Zukunft rechnen), ist vergangene Woche um fast 20 Prozent von 21 auf 26 gestiegen.

An den Anleihenmärkte herrscht hingegen eher Euphorie als Angst. So sind etwa die zehnjährigen US-Zinsen auf 2,6 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit 16 Monaten gefallen. Die Anleihen haben im Wert daher weiter zugelegt.

Extreme Entwicklungen

Auch in Europa war die letzte Woche von Extremen gezeichnet. Der deutsche Aktienindex Dax notiert mit einem Abschlag von vier Prozent immer noch in Reichweite seines Höchststandes, während der Zins auf eine zehnjährige Bundesanleihe auf dem tiefsten Stand der Geschichte notiert, unter 2,4 Prozent. Die Aktienmärkte deuten daher weiter auf Wachstum hin, während die Anleihenmärkte einen Abschwung signalisieren.

Für Uta Pock, Leiterin des Research bei der Volksbank, "passt das hinten und vorne nicht zusammen". Doch die kommenden Monate würden jedenfalls weitere Extreme bereithalten. "Die Nachrichtenlage führt auch weiter zu Schaukelbörsen", so Pock. Auch in Europa werden aus Griechenland immer wieder negative Signale kommen, da das Sparprogramm sehr ambitioniert sei.

Enorme Schwankungen erlebt weiterhin der Preis von Weizen. Der Preis des Getreides ist nach dem russischen Exportverbot, das zunächst bis Jahresende gelten soll, in die Höhe geschossen. Er fiel letzte Woche aber nach einem besser als erwarteten Produktionsausblick aus den USA um mehr als zehn Prozent. Doch die jüngste Ankündigung von Staatsanleihenkäufen in den USA könnte eine erneute Inflation bei Rohstoffpreisen auslösen, glauben die Analysten der Deutschen Bank.

Laut der britischen Bank Barclays waren die vergangenen Wochen weiterhin von starker Nachfrage nach Rohstofffonds gekennzeichnet. Diese verwalten nun erstmals mehr als 300 Milliarden Dollar an Vermögen.

Auch Volksbank-Ökonomin Pock rechnet weiter mit hohen Preisen. Außer im Fall einer erneuten Rezession würden die Rohstoffmärkte 2010 und 2011 moderate Preissteigerungen erleben. Dennoch werde der Inflationsdruck in den entwickelten Ländern in den kommenden Jahren weiterhin niedrig bleiben, da die Kapazitäten wenig ausgelastet seien. Eine Normalisierung der Geldpolitik werde es daher erst "spät im kommenden Jahr" geben.(Lukas Sustala, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 16.8.2010)