Innsbruck - Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat am Sonntag die Opfer von Missbrauchfällen um Verzeihung gebeten. Beim Festakt anlässlich des "Hohen Frauentages" in der Innsbrucker Hofburg kündigte er auch Entschädigungszahlungen an. Ein Bericht an die Landesregierung listet in Tirol rund 150 Fälle von physischer und psychischer Gewalt auf. 32 davon betreffen Landeseinrichtungen.

Eine "Entschuldigung" sei nicht passend, meinte Platter, weil sich das Land nicht freimachen wolle von Schuld. Dass Jugendliche und Kinder seelische und physische Gewalt erleiden hätten müssen, sei "traurig und beschämend". Geschehenes könne nicht ungeschehen gemacht werden, es dürfe auch keine pauschalen Verurteilungen geben. Das "dunkle Kapitel" müsse aber lückenlos aufgearbeitet werden. Wo es notwendig sei, habe es Anzeigen gegeben, und es werde Entschädigungszahlungen geben. Die Botschaft für die Zukunft sei: "Nie mehr wieder", sagte Platter.

Einmalige Entschädigung 

Bei der traditionell am 15. August (der Hohe Frauentag geht auf den Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer zurück) stattfindenden Sondersitzung des Landtages wurde dann ein Maßnahmenpaket für Opfer von physischer, psychischer und sexueller Gewalt beschlossen. Ein besonderes Augenmerk soll auf Gewaltprävention gelegt werden, hieß es. Konkret würden seitens des Landes Tirol für die Opfer in Landeseinrichtungen die notwendigen Therapien zur Verfügung gestellt. Die Therapieform werde für jeden Einzelfall von einer Expertengruppe festgelegt.

In Anlehnung an das Entschädigungsmodell der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft soll das erlittene Unrecht durch eine einmalige Entschädigungsleistung in Form von Schmerzensgeld materiell abgegolten werden. Die Höhe der Abgeltung ist noch nicht fix und soll von einer Kommission festgelegt werden. (red, DER STANDARD - Printausgabe, 16. August 2010)