Neuer Rekord! Ich meine, nicht dass ich je zuvor auf die Uhr geschaut hätte, wie lange ich von daheim bis zum Flughafen brauche, aber zwischen einer halben Stunde und einer halben Ewigkeit wird es schon gewesen sein. Aber dass ich geschlagene 14 Minuten, nachdem ich den neue 300er Beverly in der Garage angerissen habe, hechelnd vom Roller springe, das war selbst mir ein wenig unheimlich.

Foto: Gluschitsch

Vor allem, weil ich ja noch Parkplatz suchen musste. Für einen Roller zahlt man keine Parkgebühren. Weder in der Stadt noch am Flughafen. Aber denkste, wenn du den Roller am Schranken vorbei ins Parkhaus schwindelst, kannst du gerade den Helm runternehmen, bis ein Security-Auto neben dir stehenbleibt und unter einem Schnauzer „‘s Parkticket?" nach außen drängt. „Hab ich keines. Mit dem Roller..." „Howi eh gsegn, wie S‘ am Schranken vorbeigfahrn sind." Na was fragt er dann? Ist er der Assinger?

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Es gibt einen überdachten Parkplatz für Fahr- und Motorräder. Eh gleich neben einem der seitlichen Ausgänge der Ankunftshalle. Dort parkt man seinen Zweiradler gratis; 14 Minuten nachdem man in Wien weggefahren ist.

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Was alles geht mit einer Leistung von 22,2 PS und einem Drehmoment von 23 Newtonmeter, die der neue Beverly aus dem 278 Kubikzentimeter großen Motor holt, der auch in der 300er Vespa steckt. Nur im Vergleich zur Vespa hat der neue Beverly vorne ein 16-Zoll-Radl. Mörder Handling!

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Der im Kreisverkehr aufsetzende Hauptständer ist das Signal für die richtige Gas-Griffstellung. Mit einem Knarzen zieht die 300er in engen Kurven in Richtung Schwechat und lässt am Ausgang von Kreisverkehr Nummer drei einen Lancia Delta stehen, als wäre er warmes, alkoholfreies Bier.

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Dabei schauen die beiden sich ähnlich, als hätten sie dieselben Eltern. Und ich meine da jetzt nicht die 16-Zoll-Alufelgen vorne, die beide haben, sondern das Zwinkern. Leuchten doch beide vorne mit zwei LED-Leisten gegen den Sonnenaufgang an.

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Es ist aber von Piaggio durchaus gewollt, dass der Beverly ein bisserl wie ein Auto ausschaut, auch wenn er sie der Reihe nach an der Ampel stehen lässt. Nur beim Stauraum hat der Lancia die Nase vorn. Während Piaggio verspricht, dass zwei Jet-Helme unter der Sitzbank Platz finden, hab ich den Cross-Helm heute gegen den Trial-Helm tauschen müssen, sonst hätte ich den als Handgepäck mitnehmen müssen.

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Und es reicht, wenn ich bei Start und Landung meine Fingernägel in den Oberschenkeln der Sitznachbarn vergrabe und dazu spitze Schreie ausstoße. Da brauch ich nicht auch noch einen Helm.

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Aber zurück zum Thema. Geht richtig gut der 300er Beverly. Er beißt zwar nicht so heftig an wie der 500er, aber wer beide gefahren ist, überlegt keine Sekunde zu welchem Roller er greift. Während der Große wuchtig und träge ist, wieselflinkt der 300er durch die Stadt, dass die Exekutive mit dem Schreiben nicht nachkommt. Dazu ist er um den Einführungspreis von 4.799 Euro ein etliche Tankfüllungen günstiger als der 500er, der 6.299 Euro kostet.

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Und noch was kann der 300er, was beim 500er nicht so recht funktioniert: Knackiges Bremsen. Was am 500er eher ein Fitnesstraining ist, geht beim Kleinen extrem geschmeidig.

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Geschmeidig und halt auch wieder ein bisserl Auto sind das Armaturenbrett und das Handschuhfach. Die Rundinstrumente wie auch die braune Möchtegern-Leder-Umrandung machen ordentlich einen auf Luxuswagen.

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Und so ist der neue 300er-Beverly der Bentley unter den Rollern. Im Handschuhfach ist schon alles aufgeräumt für seine Exzellenz. Da gibt es ein Facherl fürs iPhone und eine Ablage für die Juwelen und eine für die Geldrollen. Alles sehr exquisit. Sogar der Haken, an dem man das Plastiksackerl vom Kaufhaus am Graben befestigt, ist versenkt.

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Da gibt es nix. So gesehen ist es schon fast ein bisserl peinlich, wenn man mit dem Beverly südländisch großspurig Geschwindigkeitsrekorde aufstellt, anstatt wie ein englischer Lord, mit geschlossenen Knien, aufrecht sitzend, zum Donnervogel zu reiten.

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