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In Hongkong kann durch Yu Jies Buch geblättert werden.

Foto: APA/EPA/Hofford

Hongkong - In Hongkong ist ein kritisches Buch über Chinas Premier Wen Jiabao erschienen. Das Buch "Wen Jiabao - Der beste Schauspieler Chinas" des Dissidenten Yu Jie lag am Montag in einer Auflage von 5000 Exemplaren in den Buchläden der chinesischen Sonderverwaltungszone auf, wie der Großhändler Green Field Book Store mitteilte. Im Juli hatte die chinesische Geheimpolizei Yu verhört und dem Regimekritiker im Falle der Veröffentlichung des Buches mit Haft gedroht.

In dem Buch rechnet Yu mit der Regierungsführung von Wen ab, der in China und im Ausland eigentlich ein gutes Ansehen genießt. Wegen seines bodenständigen Umgangs mit der Bevölkerung hat er den Spitznamen "Großvater Wen" erhalten. Bei seinen Reisen in von Naturkatastrophen verwüstete Gebiete zeigte sich der Ministerpräsident mitfühlend und weinte sogar vor den Kameras. Yu wirft Wen Schauspielerei vor, wie aus Auszügen des Buches hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegen. Der Ministerpräsident sei lediglich ein "Vermittler" zwischen der autoritären KP-Führung und der Bevölkerung, der die Illusion eines glücklichen Lebens der einfachen Leute schaffe. Yu prangert den Umgang Wens mit Opposition und Kritik an. "Die Annahme von Kritik und Tadel durch die Öffentlichkeit ist die erste Fähigkeit, die ein politischer Führer haben muss", schrieb der Dissident. Die Regierung in Peking erreiche ihre Anerkennung durch das Volk nur mit "Lügen und Zwang".

Yus Bücher sind seit 2004 in der Volksrepublik verboten, doch finden sie Absatz in der ehemaligen britischen Kronkolonie, die 1997 als Sonderverwaltungsgebiet mit Teilautonomie in den chinesischen Staatsverband zurückgekehrt war. Der Hongkonger Verlag New Century Press hatte unlängst das angebliche Tagebuch des früheren chinesischen Regierungschefs Li Peng (81) veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass das gewaltsame Vorgehen gegen die Demokratiebewegung 1989 vom damaligen starken Mann Deng Xiaoping angeordnet wurde. Das Tagebuch zeigt, dass Deng das Militär von Anfang an gegen die Demonstranten einsetzen wollte, was das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Zentrum Pekings zur Folge hatte. (APA)