Bild nicht mehr verfügbar.

Anstoßen auf die goldene Zukunft: Investor Merab Jordania (re) und Vitesse-Präsident Maasbert Schouten.

Foto: APA/EPA

Arnheim - Als erster niederländischer Fußball-Profiklub kommt Ehrendivisionär Vitesse Arnheim in ausländischen Besitz. Auf einer Pressekonferenz am Montag im Vitesse-Stadion GelreDome erklärte der georgische Milliardär Merab Jordania, den Verein für einen nicht genannten Betrag vom bisherigen Mehrheitsanteilseigner Maasbert Schouten ("Meinem Klub winkt eine gloriose Zukunft") übernommen zu haben.

Jordania (49) spielte früher für Dynamo Tiflis. 1997 übernahm er die Leitung des Klubs und des georgischen Verbandes. 2003 war er für kurze Zeit auch noch georgischer Nationaltrainer. 2005 legte er seine Ämter nieder. Zuvor war er wegen des Verdachts auf Veruntreuung von Staatseigentum festgenommen worden. 2009 gründete Jordania die in Moskau ansässige Investitionsfirma Mj-Georgia, die mit Spielertransfers und Fernsehrechten überwiegend in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion ihre Geschäfte macht. 

Jordania erklärte, auch mit AZ Alkmaar und dem KV Mechelen verhandelt zu haben. Vitesse Arnheim hat sechs Millionen Euro Schulden und brauchte dringend frisches Geld. Der neue Eigentümer kündigte an, dass er bereits in den nächsten Tagen ausländische Spitzenspieler verpflichten werde. "Ich bin bereit, mein gesamtes Vermögen in den Klub zu stecken. In drei Jahren sind wir niederländischer Meister", so die Ansage. Der Geschäftsmann sei von den Behörden "überprüft" worden, ehe es Grünes Licht für den Kauf von Vitesse gab, hieß es beim Niederländischen Fußballverband KNVB.

"Vitesse ist mein Leben"

Jordania wird sich mit seiner Familie auch in Arnheim, der am Niederrhein im Südosten der Niederlande gelegenen Stadt mit rund 150.000 Einwohnern, niederlassen. "Meine Firma braucht mich nicht, Vitesse ist nun mein Leben". Die Übernahme wurde innerhalb nur eines Monats über die Bühne gebracht. Laut einem Bericht im Fachmagazin Voetbal International, will der neue Boss eine zurückhaltende Politik verfolgen. "Ich bin der neue Besitzer. Mit dem Tageschageschäft befasse ich mich nicht. Ich statte das Management mit Mitteln und Ratschlägen aus, damit wir besser Resultate erreichen."  Auch sein ausgedehntes Netzwerk will Jordania zum Wohle seines neuen Lebensmittelpunkts einbringen. "Ich habe sehr gute Beziehungen zu großen internationalen Klubs", betonte er. Davon soll Vitesse bald schon profitieren - in Form von Spielertransfers. Außerdem wird das Budget für die laufende Saison kurzfristig erhöht. Anderweitige Personelle Veränderungen sollen dagegen vorläufig nicht auf der Agenda stehen.

Jordania sei ein großer Anhänger der niederländischen Fußball-Schule, sein Wunsch war der Besitz eines Erstligisten, heißt es auf der Webseite von Vitesse. Dort lobt der Georgier die Expertise des Klubs im Nachwuchsbereich ebenso wie seine lange Geschichte und das Umfeld (wie den 25.000 Zuschauer fassenden GelreDome mit seinem schließbaren Dach und mobilem Spielfeld, das aus dem Stadion gefahren werden kann). Das hinderte ihn jedoch nicht, die schnellstmögliche Errichtung eines neuen Trainingszentrums anzukündigen. "Um die Ambitionen des Klubs zu realisieren, braucht es eine modernes Quartier mit hervorragenden Spielfeldern und allen notwendigen Einrichtungen. Auch die Anhänder sollen dort willkommen sein", posaunte Jordania. Seine Investitionen würden bloß  dabei helfen, das existierende Potential des Vereins freizusetzen, das wahre Kapital seien die Fans. "Zusammen haben wir eine fantastische Chance für einen Neustart."

Sicherheitsnetz

Die sogenannte Goldene Aktie ("golden shares"), welche ihrem Inhaber Rechte zusichert, die weit über jene anderer Anteilseignher hinausgehen, geht jedoch nicht in Jordanias Besitz über. So soll durch eine unabhängige Verwaltung die Identität von Vitesse abgesichert werden, was etwa Namensgebung, Klubfarben und Standort betrifft. Vitesse (gegründet 1892) konnte noch keinen nennenswerten Titel gewinnen, etablierte sich jedoch in den 1990er Jahren im oberen Drittel der Ehrendivision. Damals waren auch namhafte Spieler wie Roy Makaay, Philip Cocu oder Pierre van Hooijdonk für den Klub zu gewinnen. Vor einigen Jahre musste die Stadt jedoch einspringen, um ein finanzielles Debakel zu verhindern. Sie übernahm das Stadion und schnürte ein Rettungspaket.  (Michael Robausch)