Moskau - Die Korruption in Russland ufert laut einem Bericht immer weiter aus. Seit Jahresbeginn stieg das durchschnittlich gezahlte Bestechungsgeld auf 44.000 Rubel (1.125 Euro), wie aus einem am Montag vorgelegten Bericht der Unabhängigen Vereinigung der Menschenrechtsanwälte hervorgeht. Bei der Organisation gingen zwischen Juli 2009 und Juli 2010 mehr als 6.500 Beschwerden über Korruption im öffentlichen Leben ein. Die Vereinigung kam nach ihrer Auswertung zu dem Schluss, dass schätzungsweise eine Summe halb so groß wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in die Taschen von korrupten Beamten, Richtern und Angestellten fließe.

Käuflich ist dem Bericht zufolge in Russland fast alles und jeder. Zur Beendigung eines Zivilprozesses sind in der unruhigen russischen Kaukasus-Republik Dagestan umgerechnet bis zu 800 Euro fällig, bei Strafprozessen bis zu 26.000 Euro, wie die frühere Gerichtssekretärin Alexandra Belowinskaja aus Kisljar in Dagestan, die nach ihrer Kritik entlassen worden war, der Vereinigung zu Protokoll gab. Bei Ordnungswidrigkeiten "nehmen die Richter, was man ihnen gibt", sagte sie.

Eine Bewerbung für den Posten als Assistent eines regionalen Staatsanwalts ist dem Bericht zufolge bei einer Zahlung von umgerechnet knapp 8.000 Euro stets erfolgreich. Ein Job bei der Verkehrspolizei, die regelmäßig Bestechungsgelder kassiert, ist demnach für 40.000 Euro zu haben. "Die angesehensten Berufe sind die, bei denen die Einnahmen durch Korruption stabil sind", erklärte die Anwaltsvereinigung. Das Durchschnittseinkommen liegt in Russland unter 600 Euro pro Monat. Ein Verkehrspolizist kann dem Bericht zufolge durch Bestechungsgelder sein Einkommen aber auf monatlich 5.000 Euro aufbessern. (APA)