GM strebt mit Siebenmeilenstiefeln zurück auf das Börsenparkett.

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NewYork/Frankfurt - Aus der Pleite an die Börse: Auf dem Weg an die New York Stock Exchange spart General Motors bei den Bankgebühren. Sie werden lediglich 0,75 Prozent des Milliardenerlöses für ihre Mühe in Rechnung stellen können. Üblich sind drei Prozent vom Ausgabepreis. Nach Informationen aus Finanzkreisen hat die Investmentbank Goldman Sachs mit ihrem niedrigen Angebot die Preise verdorben.

Billigtarif

Goldman Sachs habe unbedingt einen Fuß in die Tür kriegen wollen bei diesem Geschäft mit der US-Regierung, hieß es. Die Bank selbst wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern. Der Staat hält 60,8 Prozent an General Motors (GM) und wird in einem ersten Schritt Aktien im geschätzten Wert von 16 Mrd. Dollar (12,48 Mrd. Euro) unters Volk bringen.

Unter dem Billigtarif müssen vor allem JP Morgan und Morgan Stanley leiden, die direkten Rivalen von Goldman Sachs. Sie begleiten den Börsengang federführend. Goldman Sachs hat eine Nebenrolle zugewiesen bekommen; die Investmentbank hat gerade erst einen Streit mit der Börsenaufsicht SEC über die Täuschung von Anlegern hinter sich gebracht.

Das US-Finanzministerium hatte die Offerte der Wall-Street-Größen gesichtet und das Goldman-Angebot letztlich als Richtschnur genommen. Die beteiligten Banken dürfen trotz der Einschnitte auf Provisionen von rund 120 Mio. Dollar hoffen - und sie würden ihr Renommee steigern. Die Bank of America und die Credit Suisse hatten angeblich sogar angeboten, bei einem Zuschlag Autos aus dem Hause GM zu kaufen.

Der Börsengang soll gegen Ende des Jahres stattfinden. Es wäre der zweitgrößte in der US-Geschichte nach dem des Kreditkartenanbieters Visa vor zweieinhalb Jahren mit 19,7 Mrd. Dollar. Weltweiter Rekordhalter ist die Agricultural Bank of China, die umgerechnet 22,1 Mrd. Dollar einsammelte.

Probleme für Opel

GM hat nach einer fünfjährigen Verlustphase zwei positive Quartale im ersten Halbjahr 2010 verzeichnet und profitiert insbesondere von der starken Nachfrage in China. Problemkind bleibt die Verluste schreibende Tochter Opel. Der deutsche Autobauer bekommt nun auch wegen seiner neuen Werbekampagne für eine "lebenslange" Garantie Ärger. Die deutsche Wettbewerbszentrale hat dem Anbieter eine Abmahnung geschickt, weil in den Anzeigen falsche Versprechungen gemacht würden. Der Abmahnverein droht Opel mit einer Klage, wenn die Kampagne nicht binnen zwei Tagen eingestellt werde und der Autobauer eine Unterlassungserklärung unterzeichne.

Opel erklärte, das Schreiben der Wettbewerbshüter zu prüfen. "Das Garantieangebot von Opel hat hervorragende Resonanz bei unseren Kunden erzielt", betonte ein Sprecher. Opel-Chef Nick Neilly hatte kürzlich eine "lebenslange" Garantie auf alle Opel-Neuwagen versprochen und bewirbt diese in Zeitungen und im Internet. Tatsächlich ist sie allerdings auf 160.000 Kilometer begrenzt. Die Materialkosten werden zudem bei Reparaturen nur bis zu einer Laufleistung von 50.000 Kilometer übernommen. Danach muss der Besitzer einen nach Kilometerzahl wachsenden Anteil selbst übernehmen. (dpa, red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.8.2010)