Wien - Nach dem tiefroten Vorjahr schreibt die börsenotierte Immofinanz AG wieder Gewinne. Nach einem "umfassenden Restrukturierungsprozess" habe das Unternehmen im Geschäftsjahr 2009/2010 (per 30. April) wieder "ein solides, positives Ergebnis erwirtschaftet", hieß es am Dienstag. Hatte das Unternehmen im Vorjahr noch einen Vorsteuerverlust von 3,4 Milliarden Euro verbucht, wurden nun nach vorläufigen Zahlen 208,3 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Das operative Ergebnis konnte von 310,5 auf 393,6 Millionen Euro (plus 27 Prozent) gesteigert werden, allerdings ging der Umsatz von 736,2 auf 719,2 Millionen Euro zurück.

"Chance auf Dividende"

Die Immofinanz Group erachtet ihren Restrukturierungsprozess als "weitgehend abgeschlossen" und sieht sich in einem "nachhaltigen Aufwärtstrend". Im kommenden Geschäftsjahr wolle man sich vor allem "der Optimierung des Immobilienportfolios, der Fertigstellung und der selektiven Reaktivierung von Entwicklungsprojekten und dem Verkauf von nicht zum Kerngeschäft der Immofinanz Group gehörenden Vermögenswerten" widmen.

Vorstandschef Eduard Zehetner sieht auch "eine Chance, für das laufende Geschäftsjahr wieder eine Dividende zu zahlen", falls es gelinge, die 2014 und 2017 auslaufenden Wandelanleihen zu refinanzieren. "Auf jeden Fall planen wir es für das nächste Geschäftsjahr", kündigte Zehetner am Dienstagvormittag bei der Präsentation der vorläufigen Ergebniszahlen an. "Das Ergebnis ist insgesamt sehr erfreulich und zeigt, dass das Unternehmen den Turnaround geschafft hat", gab er sich zuversichtlich.

Dass der Umsatz mit 719,2 Mio. Euro "leicht unter den Zahlen des Vorjahres" (736,2 Mio. Euro) gewesen sei führte der Immofinanz-Chef u.a. auf "eher gleich bleibende bis fallende Mieten in Osteuropa" zurück. Außerdem habe man im Vorjahr einige Immobilien verkaufen müssen, um die Liquidität zu erhalten, was zu fehlenden Mieteinnahmen geführt habe.

Das Neubewertungsergebnis, das im vergangenen Jahr "katastrophal negativ" (-2,382 Mrd. Euro) gewesen sei, sei mit knapp 206 Mio. Euro zwar noch immer negativ, das sei aber "zu mehr als 100 Prozent" auf negative Währungseinflüsse zurückzuführen, erklärte Zehetner. Im vierten Quartal sei das EBIT wegen einmaliger Firmenwertabschreibungen von 278 Mio. Euro im Zusammenhang mit dem Investment in das russische Shopping Center Rostokino mit -58,9 Mio. Euro negativ gewesen. An Rostokino habe man inzwischen 50 Prozent erworben und habe auf die restlichen 50 Prozent eine Option - bevor dies neu ausverhandelt worden sei, wäre man zum Ankauf von 100 Prozent gezwungen gewesen, erläuterte Zehetner. Die zweite Hälfte von Rostokino soll nun innerhalb der nächsten zwei Jahre erworben werden.

Dividende hängt von Refinanzierung ab

Als mittelfristiges Ziel, das er innerhalb der nächsten drei Jahre erreichen will, hat sich Zehetner ein jährliches EBITDA von 600 Mio. Euro gesetzt, zuletzt waren es 394 Mio. Euro. Eine Dividendenrendite von 20 Cent pro Aktie - etwa 4 Prozent des NAV - wäre für Zehetner "mittelfristig akzeptabel."

Die Auszahlung einer Dividende für das laufende Jahr macht der Immofinanz-Chef davon abhängig, ob die 2014 auslaufende Wandelanleihe über 866 Mio. Euro und die 2017 auslaufende über rund 200 Mio. Euro refinanziert werden können. Das soll durch neue Wandelanleihen in den nächsten drei Quartalen (ab 1. Oktober) geschehen. Für die 2014 auslaufende Anleihe haben die Investoren Anfang 2012 eine Put-Option, für die 2017 auslaufende gibt es eine Put-Option Ende 2012. Es gebe eine dritte Wandelanleihe, die sei aber "so weit im Geld", dass man sich darum nicht kümmern müsse.

Die 55 Millionen Immofinanz-Aktien, die das Unternehmen im Zuge des Vergleichs mit der Constantia Packaging BV selbst übernommen hat, könnten unter anderem zur Bedienung von Wandelanleihen verwendet werden, sagte Zehetner. Denkbar wäre auch eine Verwendung als Akquisitionswährung oder auch ein Verkauf, "wenn sich der Kurs dem NAV nähert". Aber man habe "keinen Druck, keine Liquiditätsnöte". Man verfüge derzeit über 500 Mio. Euro, die man investieren könnte, "mit einem vernünftigen Leverage" käme man auf eine Milliarde Euro, und "ich sehe kein Projekt, in das wir eine Milliarde investieren wollen". (APA)