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Bild: Doubles von "Kaiser Franz Joseph" und "Sisi" in Bad Ischl, 2006.

Foto: APA/Neumayr

Bad Ischl ist im Ausnahmezustand. Der Kaiser hat Geburtstag. Man sieht es ihm nicht an, aber am 18. August wird Franz Joseph I. 180.

Am Mittwoch steigt deshalb die "Nacht der Kaiser" mitsamt "imperialer Fashion-Show", alles moderiert von - erraten! - "Seyffenstein" Rudi Roubinek. Die Gala hat auch einen eigenen Facebook-Auftritt, der uns verrät, dass es dort unter anderem den "imperialen" Cocktail "Kiss me Sissi" zu schlürfen geben wird, der per Wettbewerb kreiert wurde.

Die ganze Woche über zeigt sich Bad Ischl im Übrigen von seiner besten Seite: Beim "Kaiserbummel" lässt es sich prächtig flanierend einkaufen, denn der Kunde ist hier nicht König (wie sonst überall), sondern natürlich ... ja, genau.

Der Kaiser-Kult feiert also fröhliche Urständ' in Ischl. Aber warum eigentlich nur dort? Die österreichischen Gemeinden bräuchten dringend Geld. Und fast überall in Österreich findet sich irgendwo eine Kaiserstraße, eine Kaiserwiese oder irgendeine andere wichtige Einrichtung, Erfindung oder Erhebung (Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Kaiserbad, Kaiserstiege, Kaiserufer, Kaisersteg, Kaiserpark, Kaiserhof, Kaiserburg, Kaiserhügel), die von Franz Joseph I. höchstselbst eröffnet, erfunden oder entdeckt worden ist. Und im Gegensatz zu anderen unseligen Zeiten ist die Monarchie auch noch lange genug her, um kaum noch Überlebende zu finden, die dem seligen Treiben so etwas wie eine historische Selbstachtung zurückgeben könnten. Deshalb gilt weiterhin: Kiss me, Sissi! Und: Kaisersemmeln für alle! (derStandard.at, 17.8.2010)