
Lesung im Museumsquartier: Karl-Markus Gauß vermischt die Genres für neue Erzähltechniken.
Wien - Der in Salzburg lebende Schriftsteller, Germanist und Historiker Karl-Markus Gauß ist im positivsten Sinne ein unsteter Geist. Er gibt seit bald zwanzig Jahren die Literaturzeitschrift Literatur und Kritik heraus, schreibt mal hier, mal da Kritiken und Feuilletons und hat es dabei schon längst zur Meisterschaft als Essayist gebracht.
In erster Linie aber reist Karl-Markus Gauß, erforscht, ähnlich seinem Triestiner Kollegen Claudio Magris, die Welt en gros und en detail. Gauß wie Magris entdecken das Unbekannte im Bekannten, sie folgen dem Lauf des gleichen Flusses (der Donau) und legen auf ihren Reisen durch Istrien oder bis ins südlichste Südosteuropa ein besonderes Augenmerk auf untergehende Ethnien, deren Gebräuche und Geschichten durch die Niederschrift der schwärmerischen Weltenbummler vor dem Vergessen bewahrt werden.
Mit dem Weltreisenden Gauß war man als Leser in den letzten Jahren viel unterwegs: zu den Assyrern, Zimbern und Karaimen (Die fröhlichen Untergeher von Roana), in Litauen, durch die Zips und am Schwarzen Meer (Die versprengten Deutschen). Oder man begab sich, ein wenig abstrakter, Ins unentdeckte Österreich (alle: Paul Zsolnay Verlag Wien). In seinem soeben erschienenen neuen Band Im Wald der Metropolen beschreibt Gauß wieder "imaginäre und wirkliche Reisen", auch die "eigene Lebensreise", die diesmal von Burgund nach Transsylvanien und von einer thüringischen Kleinstadt bis auf eine griechische Insel führt. Dabei verwischt Gauß die Grenzen zwischen den Genres zugunsten eines eigenen, frei schwärmenden Erzählstils, der sich in Form und Ton nach der zu vermittelnden Geschichte richtet. Morgen, Donnerstag, liest Karl-Markus Gauß im Museumsquartier aus seinem Buch. (Isabella Pohl, DER STANDARD - Printausgabe, 18. August 2010)