Die "Times" ist im Besitz von Murdochs Imperium News International.

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Die Paywall: Eine zu hohe Hürde zum Überspringen?

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Seit 1. Juni "versteckt" sich das Online-Angebot der britischen Zeitung "Times" hinter einer Paywall. Ein Experiment des Medienmoguls Rupert Murdoch, das in der Branche mit Spannung beobachtet wird. Schließlich springen immer mehr Portale in Richtung Paid Content-Zug auf. Rein über die Schiene Werbung lasse sich Qualitätsjournalismus im Web nicht finanzieren, klagen zumindest viele Verleger.

Eine Zwischenbilanz für die "Times" und deren Schwester "Sunday Times" fällt allerdings ernüchternd aus - und dürfte potenzielle Nachahmer abschrecken. In wenigen Wochen verloren die Portale die Hälfte der Leserschaft, wie zum Beispiel "MediaWeek" berichtet.

Zwei Drittel weniger Seitenaufrufe

Die Webseiten Thetimes.co.uk und Thesundaytimes.co.uk kamen noch im Mai zusammen auf 2,79 Millionen Unique Visitors. Im Juni fiel die Zahl auf 2,2 Millionen, im Juli waren es nur mehr 1,6 Millionen User, die die Seiten frequentierten. Die durchschnittliche Nutzungszeit pro Visit sank von 7,6 Minuten im Mai auf vier Minuten im Juli. Die Seitenaufrufe brachen noch dramatischer ein: von noch 29 Millionen im Mai auf nur mehr neun Millionen im Juli.

Die Zahlen geben allerdings keine Aufschlüsse, wie viele Zahlungswillige die Inhalte nutzen. Erst beim Aufruf eines Artikels wird man zur Zahlung bzw. Registrierung aufgefordert. Mitte Juli waren es angeblich rund 15.000 Online-Abonnenten. Der Preis für die "Times" beträgt 1 Pfund (1,2 Euro) am Tag oder zwei Pfund pro Woche. Betroffen sind tagesaktuelle Berichte und jene aus dem Archiv.

Experten bezweifeln, dass die Online-Gebühren die geringeren Werbeeinnahmen - aufgrund des Reichweitenverlustes - auch nur einigermaßen abfedern können. Murdoch selbst zeigte sich mit der Anfangsphase der Paywall zufrieden: "Wir glauben, dass wir auf dem richtigen Weg sind", meint er Anfang August und setzt auf den Faktor Zeit, um seine Bezahlangebote zu etablieren. Ob sich sein langer Atem auszahlt, darf bezweifelt werden. Es gibt genügend Alternativen, gerade im überregionalen Bereich, die gratis sind - und so von Murdochs Paywall profitieren. (derStandard.at, 17.8.2010)