Dortmund - Wissenschafter aus Dortmund haben Bakterien per Gen-Manipulation dazu gebracht, den Hauptwirkstoff von Cannabispflanzen zu produzieren. Das so gewonnene Tetrahydrocannabinol (THC) soll zur Behandlung Schwerkranker eingesetzt werden.

Das Verfahren sei im Vergleich zu den bisher in Deutschland zulässigen Herstellungsverfahren vergleichsweise unaufwendig und damit günstiger, berichtete Oliver Kayser von der Technischen Universität Dortmund am Dienstag. Die THC-Herstellung durch einen anderen Organismus sei mit dem Verfahren weltweit erstmals möglich.

Bisher aufwendige Herstellung

THC werde in Deutschland bisher aus Faserhanf gewonnen, dessen Anbau oder Einfuhr legal ist. "Da die Fasern weniger als 0,2 Prozent THC enthalten, ist der Produktionsprozess entsprechend aufwendig", so Kayser. Aus der Cannabispflanze, die bis zu 25 Prozent THC enthalten kann, darf der Wirkstoff aus juristischen Gründen in Deutschland nicht gewonnen werden. Als Ausweg bleibe nur die Herstellung von synthetischem THC. Dies sei jedoch "extrem aufwendig und teuer", so Kayser. Insgesamt könnten in Deutschland so nur 20 Kilogramm pro Jahr produziert werden. "Der tatsächliche Bedarf liegt aber bei über einer Tonne", schätzt Kayser. Koste das Kilo bisher rund 50.000 Euro, rechnet Kayser mit Kosten von künftig rund 2.500 Euro je Kilogramm THC.

THC wird als Rauschgift meist in Form von Haschisch oder Marihuana konsumiert. Als Medikament kann es unter anderem die Schmerzen von Krebspatienten lindern oder die Symptome von Multipler Sklerose abmildern. Weil THC unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, müssen Betroffene häufig langwierig mit Behörden, Ärzten und Kassen um die Nutzung von Cannabis-Arznei kämpfen. Nach Angaben der FDP-Bundestagsfraktion hat sich die Koalition jedoch auf eine Änderung des Betäubungsmittelrechts geeinigt, die die Nutzung von Cannabis-Arzneimitteln erleichtern soll.

THC per Fermentation

Bei dem von dem Dortmunder Biochemiker in den vergangenen fünf Jahren entwickelten Verfahren kommen Koli-Bakterien (Escherichia coli) zum Einsatz. Ihnen werden die isolierten Gene, die in der Cannabispflanze für die THC-Bildung zuständig sind, eingepflanzt. Entsprechend vermehrt können die Bakterien dann durch Fermentation THC produzieren. Zusammen mit einem Pharmaunternehmen plant die Uni Dortmund nun die Gründung eines Unternehmens zur THC-Produktion nach dem neuen Verfahren. Kayser rechnet damit, dass dieses THC als Arzneistoff frühestens 2016 auf den Markt kommen kann. (red/APA)