Am größten Landesverband der CDU, jenem in Nordrhein-Westfalen, hat die deutsche Kanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel derzeit keine große Freude. Nicht nur, dass nach der Abwahl von Jürgen Rüttgers (CDU) als Ministerpräsident im Mai in der Düsseldorfer Staatskanzlei nun eine Sozialdemokratin (Hannelore Kraft) sitzt - der Neustart der CDU wird nun auch noch von einem Machtkampf überschattet.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen hat am Montag seine Kandidatur um den CDU-Vorsitz bekanntgegeben. Allerdings gibt es schon einen weiteren Kandidaten: Armin Laschet, den ehemaligen Integrationsminister von Nordrhein-Westfalen.

Die CDU will jetzt Regionalkonferenzen mit den Kontrahenten abhalten, im November sollen die 160.000 Mitglieder ihre Entscheidung treffen. Laschet wird von Landesgranden wie Fraktionschef Karl-Josef Laumann unterstützt, Röttgen hofft, dass ihm seine bundesweite Bekanntheit bei der Abstimmung einiges nützt. Er hat angekündigt, sich "kompromisslos" für seine Anliegen einsetzen.

In Berlin wird Röttgens Kandidatur als Vorbereitung für höhere Weihen angesehen - natürlich nur, wenn der 45-Jährige erfolgreich ist. Denn im Falle seiner Wahl hätte er gute Chancen auf den CDU-Vizeposten, er würde auch bei der nächsten Landtagswahl als Spitzenkandidat antreten. Das Amt des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten wäre eines Tages eine wichtige Basis für den Sprung ins Kanzleramt.

Röttgen zählt, wie auch Laschet, in der CDU zu den Modernisierern. Der Kampf um den CDU-Landesvorsitz in Nordrhein-Westfalen ist nicht sein einziger. Seit einigen Wochen treibt er die Konservativen aus dem Südwesten Deutschlands mit seinen Atomplänen zur Weißglut.

Sowohl Baden-Württembergs Ministerpräsident Norbert Mappus (CDU) als auch Fraktionsvorsitzender Volker Kauder (CDU) wehren sich vehement gegen Röttgens Pläne, Atomkraftwerke früher abzuschalten. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 18.8.2010)