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Foto: APA/Neubauer

Vor Beginn des eigentlichen Wahlkampfs in Wien kann laut einer Umfrage die Wiener SPÖ ihre Absolute halten.

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Quelle: DER STANDARD
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Wien - Von der Duellsituation, die FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache seit Jahren heraufzubeschwören versucht, ist knapp zwei Monate vor der Wien-Wahl nicht viel zu spüren: In der Hochrechnung, die das Linzer Market-Institut in der Vorwoche im Auftrag des Standard angestellt hat, kommt die SPÖ auf relativ komfortable 50 Prozent, während die FPÖ mit 19 Prozent zwar fünf Prozentpunkte über ihrem letzten (kurz nach Abspaltung des BZÖ erreichten) Wahlergebnis landet, aber weit hinter ihrem Potenzial zurückbleibt.

Dagegen sagt schon jetzt mehr als ein Drittel der Befragten, dass es für sie eine wesentliche Motivation wäre, den amtierenden Bürgermeister Michael Häupl wiederzuwählen. Die Ergebnisse dieser Frage weisen jedoch darauf hin, dass das Ausländerthema für sechs von zehn Wiener ein wichtiges Wahlmotiv ist - etwa gleich stark wie der Wunsch, ein Zeichen gegen rechte Politik zu setzen.

"Das zeigt, dass nicht nur rechte Wähler Probleme mit Ausländern sehen - und dass in dieser Frage keineswegs nur die FPÖ punkten kann" , sagt Market-Chef Werner Beutelmeyer. Zwar wird allgemein erwartet, dass die FPÖ am Ende deutlich über 20 Prozent liegen wird - aber die derzeitigen Daten würden das nicht hergeben, sagt Beutelmeyer.

Das lokale Ergebnis der letzten Nationalratswahl in Wien (20,4 Prozent) und die Hochrechnung, wie die Wiener derzeit bei einer Nationalratswahl stimmen würden (28 Prozent für die FPÖ, aber nur vergleichsweise schwache 38 Prozent für die SPÖ) zeigen, dass die FPÖ im Lauf des Wahlkampfs noch aufholen könnte.

Derzeit deckt der Häupl-Effekt aber alles zu. Der Standard ließ beispielsweise fragen, wer die politischen Themen vorgibt, über die in Wien gesprochen wird. Da liegt die SPÖ mit 55 Prozent Erstnennungen und drei Prozent weiteren Nennungen unschlagbar vorne, während die ÖVP mit fünf plus 13 Prozent an zweiter, die FPÖ mit sieben plus acht an dritter und die Grünen mit zwei plus fünf an vierter Stelle liegen.

Auffallend: Das BZÖ kommt derzeit in den Wien-Hochrechnungen so wenig vor wie andere Kleinparteien - die Wahlberechtigten nehmen die orange Partei in Wien derzeit kaum wahr. Dabei hat sie einen verhältnismäßig attraktiven Spitzenkandidaten: Walter Sonnleitner käme bei einer Bürgermeister-Direktwahl auf zwei Prozent der Stimmen, immerhin halb so viel wie Christine Marek von der ÖVP. Maria Vassilakou mit fünf und Strache mit sieben Prozent sind derzeit ebenfalls nur Randfiguren.

Die Market-Umfrage zeigt auch eine hohe Zufriedenheit mit der Situation in Wien. 36 Prozent meinen, dass die Bundeshauptstadt besser dasteht als andere Bundesländer, 54 Prozent sagen, es wäre gleich gut und nur vier Prozent nehmen eine schlechtere Situation an.

Ähnlich der Zeitvergleich: 22 Prozent sagen, in Wien lebe man heute besser als vor fünf Jahren, 57 Prozent meinen, es wäre gleich gut und 20 Prozent erleben das Stadtleben als schlechter. Diese Kritiker sind in hohem Maß noch unentschlossen, ob und wen sie wählen sollen. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 18.8.2010)