30 Quadratmeter und ein interessantes Konzept: Martin Ho startet am Mittwoch seinen dritten Szene-Treffpunkt.

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 Wien - Martin Ho hat einen Albtraum: den bürgerlichen Alltag. "Nach 25 Jahren noch das zu tun, womit ich begonnen habe, wäre ein Horror", sagt der 24-Jährige. Und weil Ho immer tut, was er sich in den Kopf setzt, eröffnet der Viet-Wiener am Mittwoch sein drittes Lokal. "Yoshi" heißt es und liegt in der Mariahilfer Straße 102. Und auch wenn es dort ("ab Mittag") geben wird, wofür er in Wiens Szene seit fünf Jahren steht - sogenannte "experimentelle" Sushi nämlich - soll das Yoshi anderes sein: "Ein Wiener Kaffeehaus - in zeitgemäßer Form."

Sicher: Streng genommen könnte man das 30 Quadratmeter kleine "Yoshi" auch als auf die Straße vorgelagertes Vorzimmer von Hos erstem Lokal sehen: Dieses, das "Dots", eröffnete nämlich vor fünf Jahren weit hinten in jener Passage ins Nirgendwo auf der Mariahilfer Straße 103, an deren Pforte nun Hos Kaffeehaus liegt.

Ho bot, was er selbst liebte - und profitierte vielleicht auch vom Asia-Vorurteil, obwohl er stets eines betont: "Sushi haben mit Vietnam so viel zu tun wie mit Kanada." Das einzige echt Vietnamesische in seiner Küche, erklärt der Sohn eines 1990 nach Österreich zugezogenen Kaufleute-Ehepaares, sei eine vietnamesische Zitronensuppe, "aber deren Geschmack verstört die meisten".

Da ist das Repertoire von Klassikern über Schnitzel-Sushi bis zu Liptauer-Sushi beliebter. Der Jung-Reisroller sieht sich weniger als Bewahrer denn als Vermittler: "Ich selbst profitiere vom Besten aus vielen Kulturen: vom Schulsystem Österreichs ebenso wie von der inneren Ruhe meiner Eltern." Weil Ho das, was ihn weiterbrachte, zwar vorbehaltlos, aber auch ohne Multikulti-Getue kombiniert, ignorierte ihn Wiens Ethno- und Öko-Szene, während das Schicki-Volk das erste Lokal des Döbling- statt Asia-Deutsch sprechenden Wieners überrannte. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.08.2010)