Innsbruck - Einen Teil des rund 2.000 Jahre alten Stadtzentrums der einstigen Römersiedlung Aguntum haben Archäologen der Universität Innsbruck bei Ausgrabungen in Osttirol freigelegt. Dabei wurde auch eine vielfarbige Malerei auf einer Mauer entdeckt. "So wie es ausschaut, dürfte es das Forum sein", schilderte Grabungsleiter Michael Tschurtschenthaler vom Institut für Klassische und Provinzialrömische Archäologie an der Universität Innsbruck am Mittwoch. Dies sei Zeichen dafür, dass man in das absolute Zentrum von Aguntum vorgedrungen sei, bestätigte er einen Bericht von "ORF Radio Tirol".

Mit der vielfarbigen Malerei sei eine Wand im Mittelraum auf einer Länge von rund zehn Metern und einer Höhe von bis zu 60 Zentimetern verziert gewesen. Der Rest der rund zwei Meter hohen Wand sei herabgestürzt. "Die Mauer wurde geborgen, sie wird in Innsbruck restauriert", erklärte der Grabungsleiter die Vorgehensweise. Ein im Süden befindlicher Trakt mit 50 Metern Länge und sieben Metern Breite sei im Laufe des Jahres bereits ausgegraben worden.

Noch viel zu entdecken

Auch das in unmittelbarerer Nähe gelegene "Macellum" - der Markt vornehmlich für Fleisch, Fisch, Austern und sonstige Delikatessen - die Therme, das Gerichtsgebäude und Verwaltungsgebäude sprächen für den Fund des Zentrums. "Die wichtigsten öffentlichen Gebäude befinden sich in einer römischen Stadt rund um das Forum", erklärte Tschurtschenthaler. Mit einem Georadar soll nun der Boden abgesucht werden, um auch den zentralen Tempel der Siedlung zu finden. "Bisher wurden 350 Quadratmeter ausgegraben", sagte er - insgesamt wird das einstige Kernareal auf rund 3.000 Quadratmeter geschätzt.

Aguntum - auf dem Gebiet des heutigen Dölsach, etwa vier Kilometer außerhalb von Lienz gelegen - wurde in der Mitte des 1. Jahrhunderts unserer Zeitrechung von Kaiser Claudius zur Stadt erhoben - es war das Handelszentrum der gesamten Region. Archäologische Ausgrabungen werden seit Beginn des 20. Jahrhunderts ausgeführt: Eine frühchristliche Kirche, eine Stadtmauer, eine Therme, Handwerkerviertel sowie ein Atriumhaus und ein Aussichtsturm sind bereits freigelegt und zu besichtigen. (APA/red)