Foto: Theo Zimmermann

"Es war schon dunkel, als ich durch Vorstadtstraßen heimwärts ging. Da war ein Wirtshaus, aus dem das Licht noch auf den Gehsteig schien... Da saßen Männer mit braunen Augen und mit schwarzem Haar. Und aus der Jukebox erklang Musik, die fremd und südlich war. Als man mich sah, stand einer auf und lud mich ein."

Ich sagte nein.

Denn hier wie dort gilt: ohne Göd ka Musi.

Griechenland hat bekanntlich einige Vorteile: Gastfreundschaft, Garantie auf Sonne, die Wäsche trocknet schneller, die Bewegungen werden langsamer. Und - ob wir es zugeben oder nicht - die Geldbörse sitzt ein wenig lockerer als im eigenen Land. Betonung auf "sitzt ein wenig", noch mehr Betonung auf "sitzt", überspitzt: "sitzt, sitzt und bleibt, wo sie ist." Die Lust aufs Einkaufen auch.

Denn die Zapfsäule des gemeinen Touristen spuckt kein Geld, der Weg zur nächstgelegenen Bank wäre ein Tagesausflug. Soll vorkommen, aber die Bankomaten in dem kleinen kretischen Dorf sind perfide. Ihre zerkratzten Bildschirme und abgegriffenen Tasten zeugen von Glücksmomenten in der Vergangenheit, von freudiger Frequenz. Die Geräte locken mit -  jede Wette - jahrhundertealten Aufklebern, den Namen der akzeptierten Plastikkarten. Sie kommunizieren schriftlich in mehreren Sprachen, stellen Fragen ohne Ende, bieten Abhebung, Infos über den Kontostand an und verheißen bis zu 1.600 Euro auf einen Schlag.

Die Prozedur zieht sich, unterlegt durch verschiedene Geräusche, das Gerät röchelt zwischendurch, rattert, fast kann man den Mammon schon riechen, in Gedanken besteigen wir bereits den Konsum-Olymp. Ein Tastendruck später: Nicht Bares, sondern Hades grinst uns entgegen. "Transaktion mit der EC-Card nicht möglich." Und der Gott der Unterwelt zeigt auch noch Humor: "Wollen Sie den Prozess fortsetzen?"

Theorie Nummer eins: Die versteckte Kamera. Das griechische Fernsehen unterhält zur Prime Time mit tretenden, boxenden, zum K.O-Schlag ausholenden Touristen. Dass die Griechen dem Ende der Tourismussaison entgegen bangen - eine Mär. Eine prognostizierte Arbeitslosenrate von 20 Prozent im nächsten Jahr - reine Panikmache.

Theorie Nummer zwei: Die Griechen an den Schalthebeln in Athen wollen unser Geld nicht. Oder nur die fetten Happen, nicht aber unsere kleinen Lappen.

"Sie sagten sich immer wieder, irgendwann geht es zurück. Und das Ersparte genügt zu Hause für ein kleines Glück. Und bald denkt keiner mehr daran, wie es hier war", singt Udo Jürgens. Und der kennt sich bekanntlich aus. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 18.8.2010)