Bild nicht mehr verfügbar.

Nicht nur Urlauber, auch Geschäftsleute gehen wieder öfters in die Luft. Die Buchungen von Businessreisen sind in Österreich im ersten Halbjahr 2010 um 12,7 Prozent gestiegen.

Foto: Reuters/Bobby Yip

Die Reisebranche scheint die Krise hinter sich zu haben, selbst scharf kalkulierende Firmen lassen wieder vermehr fliegen. Sparsamkeit bleibt aber weiter Trumpf, statt Business wird Economy geflogen.

***

Wien - Die Reiseindustrie spürt Rückenwind. Nicht nur Urlauber steigen wieder öfters ins Flugzeug, auch Geschäftsleute machen das vermehrt. Von Jänner bis Juni 2010 sind die Buchungszahlen bei Geschäftsreisen um 12,7 Prozent gestiegen. Das haben Erhebungen von Amadeus ergeben, eines Technologiedienstleisters für Reisebüros und Airlines.

"Die Krise ist definitiv vorbei", sagte der Geschäftsführer von Amadeus Österreich, Wilfried Kropp. "Wir liegen sogar über dem Niveau von vor der Krise."

Amadeus hat Flugbuchungen von 50 spezialisierten Reisebüros sowie direkt buchender Unternehmen ausgewertet, die zusammen rund 70 Prozent des Geschäftsreisesegments in Österreich repräsentieren.

"Es gibt eine signifikante Verbesserung gegenüber dem Vorjahr", bestätigte Christian Wildfeuer, Prokurist der Europäischen Reiseversicherung, im Standard-Gespräch den Aufwärtstrend. Die Generali-Tochter ist mit einem Anteil von 60 Prozent Marktführer bei Reiseversicherungen in Österreich. Da sich die Prämien an den tatsächlich absolvierten Dienstreisetagen orientieren, hat das Unternehmen die Hand am Puls des Geschäftsreisemarkts.

Der Aufschwung im Business-Segment dürfte breiter sein als in den Amadeus-Zahlen zum Ausdruck kommt. Darin sind nämlich nur Buchungen bei klassischen Fluglinien berücksichtigt. Low-Cost-Carrier wie Air Berlin oder Niki sind nicht erfasst, weil diese großteils im Internet gebucht werden und nicht im Reisebüro. Aus Umfragen aber weiss man, dass im Krisenjahr 2009 zunehmend auch Geschäftsreisende auf Billigairlines umgesattelt sind, sofern die Destinationen gepasst haben.

Dass Sparsamkeit trotz zunehmender Flugtätigkeit weiter Trumpf ist, zeigen Reiserichtlinien großer Unternehmen. Grundton: Economy geht vor Business, auch für Geschäftsreisen.

"Bei uns hat sich diesbezüglich nichts geändert", sagte eine OMV-Sprecherin. "Erst ab vier Stunden reiner Flugzeit darf Business-Class geflogen werden." Darüber hinaus setze man weiter stark auf Video- und Telefonkonferenzen.

Wien mit Rekord-Juli

Ähnlich die Telekom Austria: "Wir wissen, dass nicht alles über Videotelefonie fernmündlich erledigt werden kann, aber das ist unser ureigenstes Geschäft", sagte eine Sprecherin. "Wenn geflogen wird, schauen wir auf die Kosten."

Nach einer Hochrechnung der Austrian Business Travel Assoviation (abta), eines Zusammenschlusses von Geschäftsreiseprofis aus Unternehmen, Flugindustrie und anderen reiseaffinen Bereichen, wurden 2008 in Österreich 12,6 Mio. Geschäftsreisen mit Zielen im In- und Ausland durchgeführt. Das Marktvolumen wird auf 5,4 Mrd. Euro geschätzt.

Der Aufwind, den die Reisebranche spürt, hat auch dem Wien-Tourismus zu einem Sprung nach vorn verholfen. Im Juli gab es in der Bundeshauptstadt bei den Gästenächtigungen ein Plus von 15,6 Prozent auf den Rekordwert von 1,125 Millionen. Im ersten Halbjahr 2010 war der Nächtigungszuwachs mit 13,4 Prozent ebenfalls deutlich zweistellig. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.8.2010)