Bei Kaphonigfressern ist die Promiskuitätsrate hoch - von elterlicher Kooperation bei der Brutpflege kann nicht die Rede sein.

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Und hier das schmusige Gegenmodell: Die äußerst kooperativen Elsterdrosslinge sind echte Vorbilder in Sachen Treue.

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London - "Sex", so hat es der Soziobiologe E.O. Wilson einmal auf den Punkt gebracht, "ist eine unsoziale Kraft der Evolution." Das mag unserer eigenen menschlichen Erfahrung zwar widersprechen. Im Hinblick auf das Vögeln bei den Vögeln scheint Wilsons These aber zu stimmen.

Das zumindest behauptet ein britisches Forscherteam nach einer Untersuchung von 267 verschiedenen Vogelarten, die heute im Wissenschaftsmagazin "Nature" (Bd. 466, S. 969) erscheint. Außerdem zeigte sich, dass wie so oft in diesen Dingen fast alles von den Frauen abhängt. Um es auf eine Kurzformel zu bringen: Je mehr die Weibchen einer bestimmten Vogelart fremd gehen, desto weniger kooperieren die Eltern bei der Brutpflege - und umgekehrt.

Warum das so ist? Ashleigh Griffin, Evolutionsbiologin von der Universität Oxford und Leiterin der Studie, hat die Erklärung: "Wenn die Weibchen treu sind und sich nur mit einem einzigen Männchen paaren, dann sind die Nachkommen auch echte Geschwister und entsprechend nah verwandt."

Das wiederum begünstige kooperative Aufzucht, weil sich das Männchen aber auch die Kinder entsprechend sicher sein können, dass sie den nächsten Verwandten und damit der Weitergabe eigener Gene helfen. Hat die Mutter hingegen viele Sexualpartner, haben die Kinder mehrere Väter und sind nur Halbgeschwister.

Tatsächlich gibt es im Reich der Vögel so gut wie alle nur denkbaren Formen von völliger Promiskuität bis hin zu lebenslanger Treue - mit den entsprechend starken oder schwachen Formen der Kooperation. Wie aber ist das mit der Übertragbarkeit auf andere Tierarten? Griffin jedenfalls sieht keinen Grund, warum die jeweiligen Promiskuitätsraten nicht auch in Säugetier- oder gar Primatengesellschaften so manches erklären können. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 19. 8. 2010)