In der Affäre beim weltgrößten Computerhersteller Hewlett-Packard (HP) kommen immer mehr schlüpfrige Details ans Licht. Die Karriere von Ex-HP-Chef Mark Hurd scheint das nicht nachhaltig zu belasten. Seine vormals enge Mitarbeiterin Jodie Fisher, die ihn zu Fall brachte, ergeht es da schlechter.

Die Geschichte hat alle Zutaten für einen Bestseller: Ein mächtiger Konzernchef, eine blonde Schönheit, eine glücklose Liaison und jede Menge Intrigen. Seit fast zwei Wochen füllt die Affäre um Hurd und Fisher die Klatschspalten. Während dem Mann das aber nicht zu schaden scheint, erntet die Frau Spott.

Erfahrener IT-Manager kann sich vor Jobangeboten kaum retten

Der erfahrene IT-Manager Hurd könne sich vor Jobangeboten kaum retten, berichtete das gewöhnlich gut informierte "Wall Street Journal" (WSJ) am Mittwoch. Börsennotierte Konzerne sollen genauso an ihm interessiert sein wie Finanzinvestoren. Den ersten Anruf habe Hurd schon einen Tag nach seinem Abgang erhalten, hieß es.

Das einflussreiche Tech-Blog "Engadget" unkte, Hurd könne ja beim HP-Erzrivalen Dell das Ruder übernehmen. Dessen Chef ist bei den Aktionären in Ungnade gefallen. Hurd hatte Dell in den vergangenen Jahren schwer zugesetzt - und HP nach vorne gebracht.

Haltlos

Der erfolgreiche Manager war dann letztlich über Jodie Fisher gestolpert. Die ehemalige freie Mitarbeiterin hatte ihn der sexuellen Belästigung bezichtigt. Der Vorwurf erwies sich zwar in den Augen des HP-Verwaltungsrats als haltlos. Doch bei den Ermittlungen stieß das oberste Firmengremium auf falsche Spesenabrechnungen - offiziell der Grund für den Rausschmiss.

Der zweifache Familienvater Hurd soll die alleinerziehende, attraktive Mutter Fisher mehrfach auf Firmenkosten zum Essen ausgeführt haben. Der Chefjustiziar des weltgrößten Computerherstellers sprach von einer "engen persönlichen Beziehung". Beide Seiten dementieren jedoch, dass sie miteinander intim geworden sind.

Fisher arbeitete zwei Jahre lang bis Ende 2009 für HP. Sie trat bei Kunden- und Mitarbeiterveranstaltungen auf, begrüßte die Gäste und organisierte die Termine mit Firmenchef Hurd. Dabei soll sie nicht schlecht verdient haben. Von 1.000 bis 10.000 Dollar je Event ist die Rede. Dann blieben die Aufträge aus. Was genau vorgefallen ist, darüber schweigen die Beteiligten beharrlich.

Einigung

Hurd einigte sich mit Fisher - obgleich ja eigentlich nichts vorgefallen sein soll. Das öffnet den Spekulationen Tür und Tor. Viele Konzernkenner können sich einfach nicht vorstellen, dass Hurd letztlich wegen ein paar tausend Dollar falsch abgerechneter Spesen gehen musste. Der erfahrene Manager hatte HP fast schadlos durch die Wirtschaftskrise gebracht.

Die 50-jährige Fisher hat eine spannende Karriere hinter sich: In den 1990er Jahren spielte sie in Erotikfilmen mit. Später arbeitete sie nach eigenen Angaben für eine Immobilienfirma, für den US-Kongress und im Vertrieb eines Weltkonzerns. 2007 folgte die Rückkehr auf die Mattscheibe bei einer Realityshow im US-Fernsehen. 2009 hatte sie eine kleine Rolle in einer Fortsetzung des Kultfilms "Easy Rider".

Und heute? Fisher arbeitet wenig glamourös in der Firma ihrer Mutter, die eine kleine Personalvermittlung im tristen New Jersey betreibt, eine gute Autostunde von New York City entfernt. Noch scheint ihr die öffentliche Aufmerksamkeit, die sie selbst suchte, nichts genützt zu haben.

Stattdessen machten andere Kasse: Der Playboy kramte in seinem Archiv und förderte ein Foto aus Fishers Studentenzeiten zutage - dort posiert sie halbnackt für das Männermagazin. "Sie hat ihr Leben umgekrempelt", beteuerte ihre Mutter in einem Interview. "Sie ist jetzt eine anständige, aufrechte Frau." (APA)