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GM legt ein Comeback hin, das seinesgleichen sucht. Der Konzern schreibt ein Jahr nach der Beinahepleite schon wieder Milliardengewinne und eilt zurück an die Börse.

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Detroit - In einem Jahr vom Todgeweihten zum Hoffnungsträger einer Nation: General Motors verlässt nach überstandener Insolvenz langsam die staatliche Obhut und kehrt in die raue Börsenwelt zurück. Über den wahrscheinlich zweitgrößten Börsegang der US-Geschichte soll der US-Steuerzahler einen guten Teil seines Geldes zurückbekommen, mit dem er das Urgestein der Branche vor einem Jahr vor der Pleite bewahrte. Marktbeobachter schätzen das Ausgabevolumen auf annähernd 16 Mrd. Dollar (12,4 Mrd. Euro).

Am Mittwoch legte die Opel-Mutter ihren vorläufigen Börsenprospekt vor. Zu den insgesamt zehn Banken, die dem Konzern bei der Rückkehr aufs Parkett helfen werden, gehört auch die Deutsche Bank. Federführend werden das Geschäft aber die Wall-Street-Institute JP Morgan und Morgan Stanley abwickeln.

Zeitpunkt für Börsegang weiter offen

Das Volumen und der genaue Zeitpunkt für den Börsegang sind allerdings weiter offen. Die US-Regierung als Haupteigner hat hier das Heft in der Hand und will sich nicht drängeln lassen, stellte sie in der Nacht klar. Im Raume steht ein Gesamtvolumen von um die 16 Mrd. Dollar (mehr als 12 Mrd. Euro) und als Termin der Herbst. Im November sind Kongresswahlen - und US-Präsident Barack Obama könnte das GM-Comeback als großen wirtschaftspolitischen Erfolg verkaufen.

Die US-Regierung hatte 50 Mrd. Dollar in GM gesteckt, damit das Unternehmen die Insolvenz Mitte vergangenen Jahres überleben konnte. Der kleinere Teil der Summe war ein Kredit, der bereits zurückgeflossen ist. Für den größeren Teil der Summe hatte der Staat 60,8 Prozent der Anteile an GM bekommen.

Ziel der Regierung ist es, über den Verkauf von Aktien ihren Anteil auf unter 50 Prozent und damit auf eine Minderheitsbeteiligung zu reduzieren. GM stellte aber klar, dass auch nach dem Börsengang der Staat eine entscheidende Rolle spielen werde. Er wird weiter größter Anteilseigner sein.

Erst auf lange Sicht dürften sich die USA und Kanada vollständig aus dem Unternehmen herausziehen. Auch Kanada und die Gewerkschaften könnten bei der Börsenrückkehr von GM Aktien auf den Markt werfen. Sie hatten dem Konzern ebenfalls mit Geld beziehungsweise mit Zugeständnissen bei den Personalkosten geholfen.

Vorzugsaktien

General Motors selbst wird lediglich Vorzugsaktien ausgeben. Diese sind nicht stimmberechtigt. Das eingenommene Geld flöße etwa in die Entwicklung spritsparender Autos. GM nannte die Senkung des Verbrauchs als eines der Ziele, um auch jene Kunden zurückzugewinnen, die wegen der Insolvenz abgewandert sind.

Der anstehende Börsengang dürfte der zweitgrößte der US-Geschichte werden hinter dem von Visa. Der Kreditkartenanbieter war vor zweieinhalb Jahren aufs Parkett gegangen und hatte 19,7 Mrd. Dollar eingesammelt. Den Titel des Weltmeisters hält die Agricultural Bank of China, die umgerechnet 22,1 Mrd. Dollar erlöste. Größter deutscher Börsengang war der der Telekom 1996 mit umgerechnet 13 Mrd. Dollar.

Eine verfehlte Modellpolitik, hohe Kosten fürs Personal und der Absatzeinbruch in der Wirtschaftskrise hatten GM und seinem kleineren US-Rivalen Chrysler das Genick gebrochen. Unter den drei großen US-Autoherstellern hatte einzig Ford die heraufziehenden Probleme frühzeitig erkannt und mit radikalen Einsparungen gegengesteuert. Ford überlebte aus eigener Kraft.

Nachdem GM sich in der Insolvenz mit einem Federstrich von veralteten Werken, riesigen Schulden und überbordenden Kosten für Gesundheit und Pensionen der Mitarbeiter trennen konnte, läuft es bei dem Branchenurgestein wieder rund. Im ersten Halbjahr verdiente GM unterm Strich bereits 2,2 Mrd. Dollar. Selbst beim Sorgenkind Opel ging es zuletzt aufwärts.

Gewinne in Aussicht

Der Konzern will im Gesamtjahr erstmals seit 2004 wieder einen Gewinn schreiben. Die Hoffnung ist, dass auf lange Sicht auch die Mitarbeiter von dem Wiedererstarken profitieren. Zuletzt hatte GM weltweit 208.000 Beschäftigte. Vor der Insolvenz waren es 243.000. Auch in Deutschland sind Stellen weggefallen, in Österreich im Motorenwerk Wien-Aspern allerdings nicht.

Dem Unternehmen kommt zugute, dass der Automarkt in den USA und in Asien derzeit boomt. Opel und die britische Schwester Vauxhall müssen dagegen mit einem mauen Absatz klarkommen und sparen. Europa-Chef Nick Reilly will Opel 2011 aus der Verlustzone führen, 2012 soll der Hersteller wieder gutes Geld verdienen.

Bis zum Börsengang soll bereits der neue Konzernchef Daniel Akerson den Chefsessel bei GM übernehmen. Er löst in zwei Wochen Edward Whitacre ab, der GM im Auftrag der Regierung wieder auf Vordermann gebracht hatte. Am Jahresende hört Whitacre dann auch als Chef des Verwaltungsrats auf. (APA)