Sie zählten nach Frankreichs Städten zu den ersten Europas: Madrid, Barcelona, Valencia und Sevilla markierten im Oktober 2008 den iberischen Auftakt zum Google'schen Stadtflanieren. Seither sind viele weitere spanische Orte auf Street View virtuell begehbar. Stolz gab man sich, wenn ein Kameraauto seinen Bezirk durchkreuzte. Die Plattform genießt laut Betreiber im Land eine "sehr hohe Popularität".

Einzig im April sorgten heuer Prostituierte, die auf Street-View-Aufnahmen bei Girona zu sehen waren, für Kritik: "Einige wären identifizierbar", beklagte die SexarbeiterInnen-NGO Heteira. Man verlangte deren sofortige Löschung, wie auch Regionalpolitiker - die aber nur um das Image der Grenzgemeinde zu Frankreich, Alt Empordà, bangten.

"Keine rechtliche Basis für Street View"

Erst als heuer im Mai bekannt wurde, dass Street-View-Autos auch Drahtlosnetzwerk-Daten erhoben hatten, wurde die Justiz aktiv. Am Dienstag wurde jetzt Google, nach der Anzeige des Internetvereins Apedanica am Madrider Provinzgericht, für den 4. Oktober vorgeladen. Im Falle einer Verurteilung wegen mutmaßlichem Datendiebstahl drohen bis zu vier Jahre Haft. Vor dem Nationalen Gerichtshof klagte indes die Konsumentenschutzorganisation Facua. Weiteres Bildersammeln hat Google temporär eingestellt.

Auch Portugals Datenschutzkommission sieht "keine rechtliche Basis für Street View". Die Anonymisierung von Personen oder Nummernschildern wäre unzureichend. Jüngst klagte hier ein Ehepaar den Staat, weil dieser es Google gestattet hatte, ihre Privatsphäre zu verletzen. Erst seit knapp einem Jahr sind Lissabon und Porto zu sehen, seit Jänner die Küstenstraßen im Westen. (Jan Marot aus Granada, DER STANDRAD Printausgabe, 19. August 2010)