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"Er kann gehen, weil er die Mannschaft und den Verein im Stich gelassen hat."

Foto: APA/Neubauer

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Nikica Jelavić trägt nicht mehr GrünWeiß, sondern Blau-Weiß, das sind die Farben der Rangers. 2008 gekommen, hat er für Rapid in 95 Pflichtpartien 43 Tore erzielt, davon 13 im Europacup.

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Wien - Nikica Jelavić hat am Donnerstag sicher kein Tor gegen Aston Villa geschossen. Auch nicht nach 16 Sekunden. Bitter für Rapid. Das stand bereits zehn Stunden vor Anpfiff der Playoff-Partie zur Europa League fest. Der Kroate Jelavić tauchte um circa neun Uhr zum morgendlichen Aufwärmen im Hanappi-Stadion auf, um Peter Pacult, Alfred Hörtnagl und anderen wichtigen Menschen von Hütteldorf Folgendes mitzuteilen: "Ich habe nicht die Absicht, am Abend gegen Villa zu spielen. Ich bin bei den Glasgow Rangers." Pacult soll wie ein Trainer dreingeschaut haben, der von einem kroatischen oder schottischen Bus gestreift wurde.

Die Aufregung war jedenfalls groß, Präsident Rudolf Edlinger wurde informiert, der sollte vier Stunden später bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz sagen: "Das ist ein Schlag ins Gesicht. Dieser Verein hat Herzblut, so etwas hat er nicht verdient, das lässt sich der SK Rapid nicht gefallen." Wobei die Konsequenzen nicht gerade ausufernd sind. Jelavić ist ab sofort Spieler der Glasgow Rangers, er darf für die Schotten in der Champions League stürmen und treffen. Edlinger lehnt es ab, vor Gericht zu ziehen, er könnte den bis 2012 gebundenen Kicker wegen Vertragsbruchs klagen. "Soll ich den wilden Mann spielen, damit mir nach Jahren Recht gegeben wird? Sinnlos."

Aber die Geschichte entbehrt nicht eines schalen Beigeschmacks, sie ist nahezu grotesk. Die Verhandlungen mit den Rangers wurden vor einer Woche für beendet erklärt, dabei hatten sich die Vereine über einen Wechsel geeinigt. Die Gehaltsforderungen von Jelavić wollten die Rangers aber nicht erfüllen. Am vergangenen Montag versicherte Jelavić Sportdirektor Hörtnagl, dass er bei Rapid bleibe. Am Mittwoch tat dies Hörtnagl öffentlich kund. Er sagte, ein Wechsel so knapp vor einer wichtigen Partie wäre fahrlässig, ein Betrug, ein sportlicher Wahnsinn. "Da müsste ich mich selbst infrage stellen."

Einen Tag später stellte Edlinger nur den 24-jährigen Jelavić infrage. "Man täuscht sich in Menschen, er hat wohl eigenartige Charakterzüge. Ich bestehe darauf, das wir nicht naiv waren. Dass die Optik nicht perfekt ist, nehme ich zur Kenntnis." Über das Verhalten des Managers von Jelavić, Herrn Velibor Momèilović, wollte sich der Präsident nicht äußern. "Über Manager rede ich nie. Aber egal was Sie denken, es kommt der Wahrheit nahe."

Rapid hat den Vertrag mit den Rangers unterschrieben, er ist ja nur auf Eis gelegen. Die Ablöse betrug fünf Millionen Euro, ein Drittel davon kassiert Waregem, der frühere Arbeitgeber. Die Belgier hatten von Rapid nur 180.000 Euro verlangt. Edlinger betonte, dass dieser Transfer nichts mit wirtschaftlichen Zwängen zu tun gehabt habe. "Im konkreten Fall gilt das nicht. Wir hätten das Geld nicht gebraucht. Ein Spieler, der in der österreichischen Liga auffällt, ist aber nicht zu halten."

Bis zum 31. August soll ein Ersatz gefunden sein. Wobei die Jelavićs dieser Welt (immerhin ein kroatischer Teamspieler) nicht überall frei herumlaufen und von Rapid eingefangen werden wollen. Jelavić wurde eine Art Hausverbot auferlegt. Edlinger: "Schade, dass so ein verdienstvoller Spieler uns durch das Hintertürl verlassen muss." Edlinger hoffte auf "eine Reaktion" der Exkollegen gegen Aston Villa. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe, 20.8.2010)