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Grafik: APA

Wien  - Der "Hausherr" der Schulen und Universitäten, die staatliche Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), hat im vergangenen Jahr vom sinkenden Zinsniveau profitiert und sich durch Umfinanzierungen 40 Mio. Euro erspart. Dementsprechend hat sich der Konzerngewinn 2009 fast verdoppelt. Er wird nicht an die Republik ausgeschüttet, sondern zur Förderung von Projekten zur Verbesserung der thermischen Sanierung verwendet.

"Für alle 48 Mio. Euro mit denen die BIG die Verbesserungsmaßnahmen ihrer Mieter unterstützt, liegen bereits Projekte am Tisch", sagte BIG-Chef Christoph Stadlhuber in einem Interview mit der APA. Schnell hat das Unterrichtsministerium reagiert, das mit der BIG schon Maßnahmen von 42 Mio. Euro (Gesamtkosten) vereinbart hat. Die Projekte, die die Mieter normalerweise zur Gänze über künftige Mieten zahlen müssen, werden von der BIG mit 30 bis 50 Prozent gefördert, sagt Geschäftsführer Wolfgang Gleissner. Es geht bei diesen Projekten nicht immer nur um Fassadendämmung, sondern etwa auch um energiesparende Investitionen in die Haustechnik.

Im vergangenen Jahr hat die BIG mit 670,1 Mio. Euro um 6,3 Prozent mehr Miete eingenommen als 2008. Sie hat damit einen ausschüttungsfähigen Gewinn von 48 Mio. Euro erzielt (nach Unternehmensgesetzbuch/UGB). Der Gewinn nach dem internationalen Rechnungslegungsstandard liegt viel höher - nämlich bei 94,4 Mio. Euro. Nach "IFRS" haben die Niedrigzinsen des vergangenen Jahres der BIG sogar 156 Mio. Euro erspart (das Unternehmen steht mit 3,6 Mrd. Euro bei Anleihezeichnern und Banken in der Kreide).

Diese Summe ist aber keine echte Ersparnis, sondern spiegelt auch auf dem Papier stehende höhere Bewertungen von von der BIG gehaltenen Derivaten wider: Die "echten Zinszahlungen" haben sich um etwa 40 Mio. Euro verringert. Derivate hält die BIG nach eigenen Aussagen nur zu Absicherungszwecken, etwa um das Währungsrisiko von Anleihen in Yen oder Schweizer Franken zu "hedgen".

"Die BIG hat nichts verschenken"

Wenig amüsiert ist man in der BIG über Aussagen von Hans Sünkel, dem Präsidenten der österreichischen Rektorenkonferenz. Dieser hatte im Juli gemeint, die BIG solle ihr Eigentum an den Universitäten diesen "übertragen" bzw. deren Mietzahlungen zu reduzieren. "Die BIG hat nichts verschenken - wir haben einen Einkaufspreis dafür gezahlt und in die Gebäude investiert", sagt Stadlhuber. Die Forderung nach einer "Übertragung" habe er bisher von keinem anderen Rektor gehört: "Wenn 21 Universitäten und 12 Ministerien die Infrastruktur für ihre Gebäude vorhalten müssen, wird das in jedem Fall teurer als ein zentraler Anbieter."

Die nach wie vor zu 100 Prozent staatliche BIG ist vor zehn Jahren aus der Bundesverwaltung ausgegliedert worden. Sie hat für die übernommenen Gebäude 33 Mrd. Schilling (2,4 Mrd. Euro) bezahlt. Sie vermietet 97 Prozent ihrer Flächen an Mieter der öffentlichen Hand.

Im Frühjahr hat sich das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) auf Suche nach potenziellen zusätzlichen Einnahmen gemacht und dabei unter anderem die Bundesimmobiliengesellschaft entdeckt: Diese könnte man wenigstens zum Teil privatisiert bzw. an die Börse gebracht werden, wurde vorgeschlagen. "Diese Entscheidung hat die Politik zu treffen", gibt sich Stadlhuber, der früher in Stabsstellen des Wirtschaftsministeriums gearbeitet hat, verschlossen. "Sollte die Regierung das verfolgen, geht das aber nicht von heute auf morgen, da braucht man einen Vorlauf."

Weil seit 2007 keine Dividende mehr an den Finanzminister abgeführt wurde, hat die BIG Kapital angesammelt und die ursprünglich extrem dünne Eigenkapitaldecke von 9 auf heute 15 Prozent (nach UGB) angehoben - dennoch sei noch einiges zu tun. Obwohl es sich nicht direkt dazu äußern will, wirkt das BIG-Management von der Privatisierungsidee wenig begeistert.

Aufträge für Berater gebe es von der BIG nur "vereinzelt" und dann vor allem im technischen Bereich, sagt BIG-Gleissner mit Blick auf die laufende Diskussion über Consultingverträge der ÖBB. Für die Klärung rechtlicher Fragen unterhalte die BIG eine Rechtsabteilung. Die für den Anleihemarkt benötigten Immobilienbewertungen würden öffentlich ausgeschrieben. (APA)