Es sieht nach einer Strategie aus und ist es wohl auch. Mit dem bis mindestens 2044 verlängerten Truppenstationierungsvertrag mit Armenien hat Russland seine geopolitische Position im Südkaukasus und darüber hinaus weiter gefestigt.

In den abtrünnigen georgischen Regionen Abchasien und Südossetien sind russische Luftabwehrraketen stationiert. Der Georgienkrieg vor zwei Jahren - laut dem Bericht einer EU-Kommission von Tiflis begonnen, von Moskau provoziert - muss mehr denn je unter dem Aspekt der russischen Einflusspolitik gesehen werden.

Großräumiger abgesichert wird die russische Militärpräsenz in der Region durch die auf der Krim stationierte Schwarzmeerflotte. Unter dem neuen ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch wurde der Vertrag bis mindestens 2042 verlängert.

Innenpolitisch setzt Russland in seinen eigenen Kaukasus-Gebieten auf eine Mischung aus Regionalisierung und Zentralismus. Die Bekämpfung separatistischer muslimischer Extremisten delegiert Moskau an lokale Machthaber (Beispiel Ramsan Kadyrow in Tschetschenien), mit der Schaffung der neuen Verwaltungseinheit Nordkaukasus will es sich zugleich einen direkteren Zugriff sichern. Die jüngste Anschlagserie im Nordkaukasus offenbart die Schwächen des Konzepts. Die nach außen auftrumpfende Großmacht bleibt im Innern zutiefst verwundbar. (Josef Kirchengast/DER STANDARD, Printausgabe, 20.8.2010)