Es gehört zu den liebsten Vorurteilen der Österreicher, dass Brüssel eine Hochburg der Bürokratie sei, weil die EU eben alles zu verwalten versuche, was man nur irgendwie einer Verwaltung unterwerfen kann - und weil sie das angeblich auch noch mit den höchstbezahlten Beamten umsetze. Dass die EU-Kommission mit 32.140 Mitarbeitern nur halb so viele Beschäftigte wie die Gemeinde Wien hat, fällt dabei leicht unter den Tisch.

Dafür tritt Österreich in Brüssel gerne als bürokratische Großmacht auf: Der Rechnungshof zählt 219 Vollzeitbeschäftigungsäquivalente, die irgendwie der Republik Österreich zuzurechnen sind - eine auch im internationalen Vergleich stattliche Zahl. Österreich hat eben eine große Verwaltungstradition, da wird das schon passen!

Es passt aber nicht. Denn in die groß wirkende Zahl wurden auch etliche Interessenvertreter hineingerechnet, die nicht auf der Payroll des Bundes stehen - und Landesbedienstete, die für einzelne Bundesländer Präsenz in Brüssel zeigen. Ob es effizient ist, dass jede Region ihre Vertreter zum Lobbying in Brüssel sitzen hat, wäre einer eigenen Überprüfung wert, aber dazu gibt es offenbar keine Daten.

Bleiben die Bundesbeamten: Die sind auch nicht zum Spaß da, sondern weil von der Verfassung vorgegeben ist, dass jedes Ministerium seine Arbeit in eigener Verantwortung zu erledigen hat. Und dass das Parlament mitreden darf. Das kostet. Aber das war von Anfang an so gewollt.(Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 20.8.2010)