Der Chef der Österreich-Tochter des niederländischen Philips-Konzerns, Wiebo Vaartjes, will weiter Personal abbauen, sollten wichtige Forschungsgelder von der Regierung wegfallen. Über das Ausmaß des Abbaus wollte sich der Philips-Chef aber nicht äußern. Konkret sagte Vaartjes vor Journalisten, Wien habe sich konzernintern zwar zu einem wichtigen Produktionsstandort gemausert, sollten jedoch "wichtige Innovationen, wie unlängst ein Projekt im Spracherkennungsbereich, verhindert werden, dann müssen wir weitere Entlassungen vornehmen." Und dann sei auch der Standort gefährdet. "Wir können jetzt schon in Singapur, China oder Silicon Valley billiger produzieren. Auch Osteuropa kommt für uns mittelfristig infrage." Ein Rückzug aus Österreich würde für ihn, Vaartjes, zwar nicht abrupt erfolgen, doch: "Wenn wir der Konzernmutter nicht mehr beweisen können, dass der Standort der bestmögliche ist, können wir zusperren."

Umsatzrückgang

Der Umsatz von Philips Österreich ist im vergangenen Jahr von 1,46 Mrd. Euro auf 1,05 Mrd. Euro zurückgegangen. Den Umsatzrückgang begründete der Philips-Österreich-Chef mit dem Verkauf von Firmenteilen (wie etwa der Fax-Bereich) und aus der Schließung der Fertigung von Videorecorderlaufwerken im Jahr 2002. Die Mitarbeiterzahl konnte mit 2300 in etwa gleich gehalten werden. Davon arbeiten heute allein im Bereich Forschung und Entwicklung rund 650 Mitarbeiter. Philips selber investierte im letzten Jahr rund 70 Mio. Euro in den Forschungsbereich.

Hightech-Produkte

Österreich sollte künftig von einem Industriestandort zu einem Hightech-Produktionsstandort ausgebaut werden. Zu den in Wien und Gratkorn ansässigen Kompetenzzentren Audio/Video, Spracherkennung,Halbleiterentwicklung, Haushaltsgeräte, Lichtelektronik und Medizinische Systeme, kam im vergangenen Jahr ein neues hinzu: im Bereich Computerübertragungen (Bluetooth-Lösungen) werden nun drahtlose Funklösungen für Kunden aus der Telekommunikations- und Automobilbranche entwickelt. Kabellose Kopfhörer sind bereits als Innovation auf dem Markt. Die bisherigen Vorzeigefabriken des Videowerkes in Wien-Meidling und das Bildröhrenwerkes im steirischen Lebring wurden eingestellt, was seit 2001 nicht mehr als 3100 Jobs gekostet hat. Im Werk Klagenfurt ist Philips derzeit mit einem Arbeitszeitverkürzungsmodell unterwegs. Dadurch, so Vaartjes, konnten zwanzig Arbeitsplätze bisher beibehalten werden.(DER STANDARD Printausgabe, 26./27. 4. 2003, Judith Grohmann)