Washington - Die meisten Antidepressiva helfen schwermütigen Menschen erst nach Wochen oder Monaten. Das bisher als Narkosemittel genutzte Medikament Ketamin benötigt dafür oft nur wenige Stunden. In geringer Dosierung hilft das Präparat ersten Studien zufolge fast 70 Prozent jener Patienten, die vorher nicht auf Therapien ansprachen. US-Forscher haben die Grundlagen der Wirkung nun an Ratten entschlüsselt.

Aber es gibt auch Nachteile: Das Medikament wird injiziert und kann mitunter Psychose-artige Zustände hervorrufen. Dennoch sagt der Psychiater Ronald Duman von der Universität Yale: "Es ist ein Wundermittel. Eine Dosis kann schnell wirken und sieben bis zehn Tage lang andauern." Eine rasche Hilfe wäre vor allem wichtig für jene Menschen, die akut suizidgefährdet sind.

Wie Forscher der Universität Yale an Ratten herausfanden, bessert die Substanz auch bei Tieren depressionsartiges Verhalten. Zudem stellte es Nervenverbindungen wieder her, die durch Stress geschädigt waren. Diese Bildung von Synapsen beruht maßgeblich auf dem Enzym mTor, wie die Forscher im Magazin "Science" berichteten. "Der Signalweg ist das Wichtigste", so Duman. "Wenn wir den Mechanismus kennen, der der antidepressiven Wirkung von Ketamin zugrunde liegt, können wir an verschiedenen Stellen entlang dieses Weges ansetzen." (APA/apn)