Das Viennale-Sujet 2010

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Wien - Mit doppelt so vielen Kurzfilmen als im vergangenen Jahr und einem Schwerpunkt auf Komödien wird die Viennale 2010 von 21. Oktober bis 3. November zu ihrem 50-Jahr-Jubiläum über die Bühne gehen. Das seit 1960 bestehende Internationale Filmfestival in Wien behält den zusätzlichen Tag, der im Vorjahr eingeführt worden war, bei. "Damit ist das Programm weniger dicht und kann entzerrter verfolgt werden", so Viennale-Direktor Hans Hurch bei der traditionellen Sommer-Pressekonferenz in Wien.

Beim Pressegespräch am "schwimmenden Festivalzentrum", dem Badeschiff, wurde auch das aktuelle Plakat-Sujet des Festivals enthüllt. Zu sehen sind die Schattenrisse dreier Menschen vor petrolfarbenem Hintergrund, frei nach einer Szene aus "Crime Wave" (1954) von Andre de Toth. Die markanteste Figur, ein Mann mit Hut, zeigt Hurchs "Lieblingsschauspieler" Sterling Hayden. Knapp 130 bis 140 Langfilme wird das Festival wieder zeigen, jeder einzelne "ist für mich das Herz des Festivals", so Hurch. Neben aktueller Werke bekannter Filmemacher wie Woody Allen ("You Will Meet a Tall Dark Stranger", 2009) und Jean-Luc Godard ("Film socialisme", 2010) werden auch Erstlingswerke verschiedener Art zu sehen sein, darunter der Siegerfilm des Filmfestivals von Locarno, die chinesische Komödie "Han Jia" (2010). Als "sehr ungewöhnlicher, lustiger Film, der ein bisschen was von einem frühen Jim Jarmusch hat", so Hurch, leitet der Streifen den Komödien-Schwerpunkt der Viennale ein.

"Dieses Jahr war nicht das stärkste Jahr, was den österreichischen Film angeht"

Neben einem umfangreichen Kurzfilmprogramm (darunter "The Future Will Not Be Capitalist" von Sasha Pirker und "Shadow Cuts" von Martin Arnold) wird ein Fokus auf die Jugend gesetzt. Das Aufwachsen und der Alltag Jugendlicher in verschiedenen Kulturen sei laut Hurch ein "Moment, der im Kino viel Raum und Interesse findet". Viel Interesse erwartet er sich auch von den zahlreichen filmischen Porträts, darunter Olivier Assayas deutsch-französisches Epos "Carlos" (2009) mit der Wiener Jungschauspielerin Nora von Waldstätten. Verhältnismäßig wenige österreichische Filme haben es heuer ins Programm geschafft. "Dieses Jahr war nicht das stärkste Jahr, was den österreichischen Film angeht", erklärte Hurch. Lediglich ein Spezialprogramm behandelt den österreichischen Avantgardefilm: Siegfried Fruhauf hat mit "Exposed" selbst eine Werkschau seiner Filme der vergangenen zehn Jahre zusammengestellt und wird diese jenen Filmen gegenüberstellen, auf die er sich bezieht.

Die zwei großen Tributes der Viennale widmen sich heuer dem amerikanischen Regisseur und Drehbuchautor Larry Cohen und dem im Mai verstorbenen französischen Kameramann und "leidenschaftlichen Kinomenschen" William Lubtchansky. Schon lange wollte Hurch Lubtchansky ein Tribute widmen, "ewig lange habe ich es vor mir hergeschoben, ihn einzuladen, und nun kam der Tod dazwischen". Cohen jedoch, der in seiner Karriere als unabhängiger "Außenseiter vom Studiosystem" von Horror bis Science Fiction alle erdenklichen Genres abgedeckt hat, wird in Wien zu Gast sein.

Rohmer-Retrospektive

Die diesjährige parallel verlaufende Retrospektive im Filmmuseum präsentiert eine beinahe komplette Werkschau des im Jänner verstorbenen französischen Filmemachers Eric Rohmer. Trotz seines Status als einer der wichtigsten Vertreter der Nouvelle Vague und des europäischen Kinos kenne man den Regisseur heute kaum noch, so Hurch. "Unser Anliegen ist es daher, Rohmer einer neuen Generation vorzustellen." Beinahe 40 Jahre nach der ersten Rohmer-Retrospektive im Filmmuseum werden von 7. Oktober bis 4. November sowohl Rohmers "kleine Pariser Geschichten", so Hurch, als auch seine großen Literaturverfilmungen wie jene von Heinrich Kleists Novelle "Die Marquise von O" (1976) zu sehen sein.

Zwei Drittel des Programms stehen zu diesem Zeitpunkt bereits fest, so auch der Eröffnungsfilm und die "zwei Stargäste, von denen einer noch nicht fixiert ist". Hurch wolle diese Informationen jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt verraten, "denn junge Flügeln frisst die Katze". So sei Johnny Depp ursprünglich geplant gewesen, "der als Wien-Freund Interesse gezeigt hat", jedoch aufgrund der Dreharbeiten zum nächsten "Fluch der Karibik"-Teil verhindert ist. Die Programm-Pressekonferenz wird am 12. Oktober stattfinden, vier Tage darauf startet der Ticketvorverkauf. Das Gesamtbudget beträgt dieses Jahr 2,7 Millionen Euro, davon werden 1,5 Millionen von der Stadt Wien und 150.000 Euro vom Bund subventioniert. (APA)