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Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass die EU die Glühbirnen kassierte. Jetzt wird schon wieder ein Plan der Brüsseler Eurokaten ruchbar: Sie wollen uns auch die gewohnten Kontonummern von den Bankomatkarten herunterfräsen. Stattdessen sollen dort ab 2013 nur noch "Iban" und "Bic" draufgemalt sein.

"Nur noch" ist aber nicht die ganz richtige Wortwahl. "Iban", also die "International Bank Account Number", kann nämlich bis zu höllischen 34 Stellen aufweisen. Derzeit wird das zwar von keinem Land voll ausgenützt, aber was weiß man schon! Sepa, die "Single Euro Payments Area", ist fast überall. In der Schweiz hat "Iban" 21 Stellen, in Deutschland 22. In Österreich begnügt man sich - da schau her! - mit 20.

Den Spitzenplatz in diesem zweifelhaften Ranking belegt ausgerechnet das kleinste EU-Land. Schreibt der Maltese seine 31-stellige Iban auf, kriecht auf der Stelle ein gewaltiger Wurm aus Buchstaben und Zahlen aus dem Boden der Hölle, der die legendären "Fantastilliarden" des Onkel Dagobert ohne Kauen oder gar Zögern hinunterschluckt. Kein vernünftiger Mensch wird jemals auch nur den Versuch wagen, sich ein solches Ungetüm merken zu wollen. Genausogut könnte man sturzbesoffen die Google-Earth-Koordinaten der eigenen Hausbank auswendig lernen.

Apropos Google: Kein Wunder, dass die nackte Angst vor den langen Nummern umgeht. "Iban, die Schreckliche", titelte die "Süddeutsche Zeitung" kürzlich. Deutsche Verbraucherschützer befürchten ein "völliges Chaos" bei der Umstellung, weil es trotz Prüfziffern zu mehr Fehlüberweisungen kommen dürfte. Wie man nicht nur in höchsten heimischen Bank-Etagen weiß, ist eine falsche Überweisung leider das, was man auch heute noch "Lehrgeld zahlen" nennt. Man wartet, bis das Kleingeld beim falschen Empfänger einkutschiert ist, und bittet ihn höflich, es retour zu senden. Das ist das Best-Case-Szenario. Im Regelfall erfährt man gar nicht, wie er heißt und wo er wohnt. Wenn der plötzliche Millionär also auf unsere Theorie bleibende Höflichkeit pfeift und es lieber vorzieht, Schenkungssteuer abzuführen, lässt sich leider nix machen.

Was machen will aber jetzt die deutsche Regierung. "Zur Abwicklung rein nationaler Zahlungsvorgänge" müsse die Verwendung der alten Nummern weiterhin möglich bleiben, heißt es in einer Forderung, die in Berlin unlängst jemand in ein Sackerl geredet und in Brüssel abgestellt hat. Denkbar wäre eine automatische Umrechnung in der Bank, technisch sei das möglich.

Technisch betrachtet ließ aber schon die Antwort keinerlei Unmöglichkeiten erkennen. Man werde den Bedenken der Gesprächspartner Rechnung tragen. Um einen reibungslosen Übergang auf die neuen Glüh... - pardon: - Kontonummern zu ermöglichen, hieß es aus der EU-Kommission, nachdem sich dort jemand den Inhalt des Sackerls angehorcht hatte. (derStandard.at, 20.8.2010)