Prishtina/Belgrad - Sollten die Serben im Norden des Kosovo die Unabhängigkeit ausrufen, wäre die Regierung in Prishtina bereit, mit Waffengewalt die territoriale Integrität des Kosovo zu verteidigen, sagte Innenminister Bajram Rexhepi am Freitag einer serbischen Zeitung. Serbische Separatisten im Norden des Kosovo verkündeten zuvor in einer anonymen Deklaration die Unabhängigkeit ihres Landstrichs vom Kosovo. Prishtina habe zudem die Uno-Schutztruppe Kfor und die EU-Behörden im Kosovo eingeschaltet, sagte Rexhepi.

Hinter der Deklaration des "Bundes der Gemeinden der autonomen Provinz Kosovo" vermutet die kosovarische Regierung Parteigenossen des serbischen national-konservativen Ex-Premiers Vojislav Kostunica. Alle serbischen Funktionäre und Parteien bestreiten jedoch, etwas mit der Deklaration zu tun zu haben. So wie das Mutterland erkennen auch die von Belgrad geförderten serbischen Parallelbehörden im Kosovo die Unabhängigkeit des mehrheitlich albanischen Landes nicht an.

Höhepunkt der Provokationen

Das Säbelrasseln in Prishtina wird in Belgrad als der Höhepunkt der Provokationen wahrgenommen. Prishtina verhängte wenige Tage zuvor ein Einreiseverbot für serbische Politiker. Für große Aufregung unter den Serben im Kosovo sorgte auch die Entscheidung der Kfor vergangene Woche, die Bewachung der serbisch-orthodoxen Klöster der Kosovo-Polizei zu überlassen.

Serbien plant, im September eine Uno-Resolution vor die New Yorker Vollversammlung zu bringen. In dieser fordert Belgrad neuerliche Gespräche über den "Status" des Kosovo. Prishtina ist strikt gegen solche Gespräche - das Land sei nun unabhängig, und dabei bleibe es auch. Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle will bei seinem Serbien-Besuch kommende Woche gegen neue Status-Gespräche intervenieren. (Andrej Ivanji/DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.8.2010)