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Der Aufsichtsrat stimmte der einvernehmlichen Auflösung des Vertrags von Fahnemann zu.

Foto: APA/Robert Jäger

Wien - Der Vorstandschef des börsenotierten heimischen Feuerfestkonzerns RHI, Thomas Fahnemann (49), tritt überraschend ab. Fahnemann, der erst Anfang 2009 von der Lenzing-Spitze zur RHI gekommen war, scheide "mit sofortiger Wirkung aus persönlichen Gründen aus", teilte das Unternehmen in der Nacht auf Samstagmit.

Der Aufsichtsrat stimmte am Freitagabend der einvernehmlichen Auflösung des Vertrags von Fahnemann zu und bestellte zugleich RHI-Finanzvorstand Henning E. Jensen zum neuen Sprecher des Vorstandes, zusätzlich zu dessen CFO-Agenden. Neben MBA Jensen gehören der Chefetage ferner Giorgio Cappelli (54, COO Division Stahl) und Manfred Hödl (55, COO Division Industrial) an.

Aufsichtsrat und Kernaktionär halten sich bedeckt

Zu den Gründen für den überraschenden Abgang von Fahnemann zum Wochenende halten sich Aufsichtsrat und Kernaktionär Martin Schlaff bedeckt. "Das müssen Sie den Herrn Fahnemann fragen, ich bin nur Sprecher eines Minderheitsaktionärs", sagte Schlaff-Sprecher Michael Fink. "Vorstandsangelegenheiten sind Sache des Aufsichtsrates - ich halte mich da eisern ans Aktienrecht." Weder Aufsichtsratschef Herbert Cordt noch Fahnemann selbst waren bisher für eine Stellungnahme erreichbar.

"Wir kommentieren dieses Thema nicht und geben auch im Moment keine Interviews", sagte RHI-Sprecherin Elke Koch heute, Montag, zum plötzlichen Chefwechsel.

Gerüchte

Branchenkennern zufolge stimmt die Chemie zwischen Fahnemann und Schlaff nicht, der mit seiner Beteiligung von mehr als 25 Prozent über die MS Privatstiftung der größte Anteilshaber an der RHI AG ist. Über zehn Prozent hält die deutsche FEWI BeteiligungsgmbH und über 5 Prozent gehören der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB). 60 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz.

Der studierte Betriebswirt Fahnemann wurde am 14. März 1961 in Frankfurt am Main geboren. Seine Berufslaufsbahn startete er 1983 bei Hoechst in Frankfurt. Für den Konzern war er später auch in den USA tätig. Mitte der 90er Jahre verantwortete er dort die Ausgründung der Faseraktivitäten (Trevira). Von 1998 bis 2003 war der Dipl.Bw. COO des Faserunternehmens KoSa in Houston, Texas. 2003 bis 2008 war Fahnemann Vorstandsvorsitzender des oberösterreichischen Faserproduzenten Lenzing, ehe er von dort zur RHI geholt wurde.

2009 musste RHI durch die Wirtschaftskrise einen Umsatzrückgang von 22,5 Prozent auf 1,24 Mrd. Euro hinnehmen, im ersten Halbjahr 2010 legten die Erlöse - vom Stahlgeschäft getrieben - unerwartet stark ebenfalls um 22,5 Prozent zu auf 741 Mio. Euro. An der Wiener Börse ist die RHI-Aktie im obersten Segment, dem ATX, gelistet und verlor am Montag mehr als drei Prozent. (APA)