Bild nicht mehr verfügbar.

Die schönen Zeiten sind vorbei: Jörg Haider ließ Wolfgang Kulterer für sich arbeiten. Jetzt muss sich der Ex-Banker verantworten.

Foto: APA/Günther Jagoutz

Ein Insider packte aus und enthüllte via TV angebliche Geschäfte früherer Hypo-Vorstände, die via Klagenfurt im Learjet Geld aus Kroatien und Italien nach Liechtenstein transportiert haben sollen.

***

Wien - Kein Tag ohne neue Enthüllungen in der Causa Hypo Alpe Adria. Bei dem Ex-Mitarbeiter des Instituts, der sich Freitagabend via Fernsehen gemeldet und frühere Vorstände belastet hat, handelt es sich um den ehemaligen Treasury-Leiter der Bank, Christian Rauscher. Rauscher leitete von 1999 bis 2005 als Prokurist zu jener Zeit den heiklen Bereich in der Hypo, in der die Swap-Affäre der Bank angesiedelt ist. Rauscher dürfte bisher von den Ermittlern nicht einvernommen worden sein.

"Diskrete Filiale"

In der ZiB 2 hatte Rauscher unter anderem von "diskreten Geschäften" mit Geldkoffern berichtet. Gelder aus Kroatien seien mit Learjets nach Klagenfurt geflogen und von dort weiter nach Liechtenstein transferiert worden. Drehscheibe sei das Schloss Freyenthurn nahe dem Wörther See gewesen, das die Hypo im Zusammenhang mit der Firmenpleite von General Partners "geerbt" hatte und in dem heute ein Nachtklub (Babylon) untergebracht ist.

Das Schloss wurde den Angaben Rauschers zufolge als diskrete Filiale benutzt: "Da hat es im Schloss einen Beratungsschalter gegeben und einen Tresor, bei dem Gelder ausgezahlt worden sind." Die Kunden seien diskret aus Italien und Kroatien angereist.

Ex-Vorstandschef Wolfgang Kulterer soll zudem den Kontakt zum damaligen kroatischen Regierungschef Ivo Sanader (HDZ) gepflegt haben. Kulterers Stellvertreter Günter Striedinger habe sich um General Vladimir Zagorec "gekümmert".

Der Zeuge: Für die Gelder aus Kroatien Richtung Liechtenstein sei "Abflug in Klagenfurt" gewesen, "ohne große Kontrollen konnte man da mitnehmen, was man wollte. Da war immer ein Vorstand mit dabei und ein Geldkoffer." Striedinger bestritt die Teilnahme an Geldtransporten. Sein Anwalt Norbert Weiss betonte, sein Mandant habe "in keinster Weise mit derartigen Praktiken" zu tun gehabt. DER STANDARD berichtete bereits 2007 von Gerüchten, wonach in dem Koffer auch jener Schmuck gewesen sein könnte, den Kroatien beim in Wien inhaftierten kroatischen Ex-General Vladimir Zagorec vermutet.

Mysteriöser Überfall 2005

Rauscher wurde bereits 2007 im Banken-Untersuchungsausschuss des Parlaments einvernommen. Laut seinem Anwalt wurden 2007 gegen ihn eingeleitete Ermittlungen wegen Untreue nach langer Prüfung eingestellt. Auch im Prozess gegen Kulterer und Striedinger, die in der Swap-Affäre wegen Bilanzfälschung verurteilt wurden, musste Rauscher aussagen. Er berichtete im Fernsehen übrigens auch bei Interventionen der Bank beim früheren Finanzminister Karl-Heinz Grasser, die gefruchtet hätten.

Kulterer hatte von 1992 bis 2006 die Bank geleitet, er musste nach dem Auffliegen von nicht in der Bilanz verbuchten 328 Mio. Euro Swap-Verlusten im Sommer 2006 seinen Hut nehmen und sitzt seit 13. August 2010 in U-Haft.

Ex-Treasury-Mann Rauscher hat eine bewegte Vergangenheit: Er kam am 17. Jänner 2005 blutüberströmt heim, erzählte den herbeigerufenen Polizisten zunächst von einem Überfall durch Kroaten. Während des Einsatzes holten zwei Bankkollegen seinen Aktenkoffer ab, die Polizei durfte nicht hinschauen, Rauscher landete im Spital. Später revidierte Rauscher seine Aussage und sprach von rein persönlichen Problemen.

Im Zusammenhang mit der Verhaftung von Kulterer berichtet der "Kurier", jene 140.000 Euro, die bei dessen Festnahme sichergestellt wurden, seien nicht in der Wohnung Kulterers gefunden worden. Das Geld sei auf dem Anwesen des Ex-Klagenfurter-Vizebürgermeisters Siegbert Metelko beschlagnahmt worden. Metelko sagte: "Bei mir hat es keine Hausdurchsuchung gegeben." (APA, cr, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.8.2010)