Auch wenn Österreich sich gerne als Genussinsel versteht, mit in der Werbung transportierten Bildern von herzigen Schweinderln und putzigen Küken - so heil ist das Nutztierleben in Österreich denn doch nicht.

Klar, die Situation ist von der riesigen Massentierhaltung in den USA, Brasilien und Argentinien weit entfernt, wie Agrarier in Österreich betonen: "Bei uns hat ein Rinderhalter im Schnitt 30 Kühe, einer mit hundert Rindern ist schon groß", sagt Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer.

Häufig gibt es hofeigenes Futter - eine Art Kreislaufwirtschaft. Schutzbestimmungen regeln alles und jedes, etwa wie viel Raum ein Tier haben muss und ob es Auslauf gibt oder nicht. Die klein strukturierte Landwirtschaft in Österreich hat da ihre guten Seiten.

Fütterung, Hygiene, Umgang mit der Gülle: Diese Dinge sind in Österreich recht gut geregelt - große Betriebe müssen in Österreich eine Umweltverträglichkeitsprüfung machen.

Das sieht auch die grüne Niederösterreich-Politikerin Madeleine Petrovic so. Als Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins konzediert sie über weite Strecken relativ tierfreundliche Regelungen bei Haltung und Schlachtung. "Bei Hühnern sind wir sehr gut", sagt sie. Generell sei das "Bundestierschutzgesetz nicht so schlecht", es verbiete etwa eine reine Stallhaltung, zum Beispiel bei Rindern.

Ein Schweineleben

Doch es gibt enorme Schwachstellen. Eine große ortet die Tierschützerin bei männlichen Schweinen, die in Österreich häufig ohne Betäubung kastriert werden, indem ihnen die Geschlechtsteile einfach herausgerissen werden. "Das ist eine wahnwitzige, brutale Sache", sagt Petrovic. "Wer je die Schreie der jungen Eber gehört hat, isst kein Schweinefleisch mehr." - Die Praxis sei übrigens überhaupt nicht notwendig, es gebe andere, gar nicht teure Möglichkeiten, das Problem, dass das Fleisch beim Kochen sonst unangenehm riecht, zu beseitigen.

Auch bei der Schweinehaltung selbst hat der Gesetzgeber bis dato keine großen Vorgaben gemacht, mit dem Effekt, dass nach Schätzung von Petrovic gerade einmal ein Prozent der Tiere in Freilandhaltung aufwachsen. Besonders arg bei den Muttertieren: Ein Schweineleben lang verbringen viele in einer sogenannten Eisernen Jungfrau, einem Gitterkasten, können sich nicht einmal umdrehen, sondern bieten nur die Zitzen für die Ferkel dar.

"Die Tiere dämmern nur so vor sich hin", sagt Petrovic. "Denn je weniger sie sich bewegen, desto weniger Futter benötigen sie. Würde ich noch Fleisch essen, dann sicherlich nicht vom Schwein. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD Printausgabe, 23.8.2010)