Standard: Kann Ried Meister werden?

Gludovatz: Nein.

Standard: Weshalb nicht?

Gludovatz: In unserem budgetären Rahmen und mit unserer überschaubaren Arbeit wäre das eine kurzsichtige Annahme. Wir haben etwas mehr als fünf Millionen Euro für die Erste, die Amateure und die Akademie.

Standard: Vier Siege in fünf Spielen und die Tabellenführung täuschen also?

Gludovatz: Wir haben Spieler, die zwar momentan aufzeigen, die aber noch einen Konsolidierungsprozess benötigen. Es kann nicht sein, dass Spieler, die aus zweithöchsten Klassen stammen, wie auch unsere Spanier, eine Saison so durchspielen. Es kann nicht sein, dass ein Daniel Royer 36 Runden durchspielt. Oder ein Marcel Ziegl oder ein Philipp Huspek oder wie sie auch alle heißen.

Standard: Ried hat ja nicht nur Wiener Neustadt klar geschlagen. Ihre Mannschaft war auch beim Auswärtssieg gegen die Austria überlegen, was selbst der Gegner anerkannte. War das nur Glück?

Gludovatz: Wenn man auf ein Ziel zuarbeitet, kann man dieses nicht mit Fingerschnippen erreichen. Unsere Ziele sind mittelfristig, wir werden diese Höchstleistungen ganz sicher nicht eine Saison lang abrufen können. Es handelt sich nur um eine Momentaufnahme.

Standard: Was ist Ihr mittelfristiges Ziel?

Gludovatz: Wir haben eindeutig schnellere Spieler und dadurch auch ein schnelleres Spiel als andere. Das wollen wir noch verbessern. Für mich sind die Leistungen aber nicht unbedingt mit Platzierungen in Verbindung zu bringen. Es ist auch ein Ziel, mehr Spieler zu bekommen, dass wir auf bestimmten Positionen nachjustieren können. Unabhängig davon, ob wir jetzt zwei oder zwölf Punkte haben.

Standard: Geht es in einer Liga denn nicht um Platzierungen?

Gludovatz: Die Außenwirkung ist toll, das Umfeld freut sich. Wir genießen es natürlich, an der Tabellenspitze zu stehen. Man kann aber auch sagen: Diese Woche haben wir wieder gerettet. Und wenn wir dann Vierter oder Achter sind, wird man uns fragen: Warum habt ihr keinen Punkt gemacht? Obwohl wir die gleiche Arbeit geliefert haben. Ich mache jetzt ja auch keine Purzelbäume und Kopfstände zusätzlich im Training. Wir werden nicht weniger gemacht haben, wenn wir einmal nicht punkten.

Standard: Wie viele bundesligataugliche Spieler haben Sie in Ihrem Kader?

Gludovatz: 14. Und alle anderen müssen integriert werden. Jetzt geht es darum, dass die anderen auf das Niveau einer tipp3-Bundesliga angehoben werden.

Standard: Wie sind Sie eigentlich zum Spanier Guillem gekommen, der gegen Wr. Neustadt drei Tore geschossen hat, warum spielt der ausgerechnet in Ried?

Gludovatz: Zum einen haben wir gute Kontakte zum spanischen Fußball. Ich aus meiner ÖFB-Zeit. Und Co-Trainer Gerhard Schweitzer hat sich bei seiner Arbeit für die Lizenz intensiv mit Spanien beschäftigt. Zum anderen ist es aber nur deshalb dazu gekommen, weil Guillem von seinem Verein drei Monate nicht bezahlt wurde und deshalb frei war.

Standard: Handelt es sich bei Guillem um einen wirklich tollen Kicker? Oder sind die drei Tore auch nur eine Momentaufnahme?

Gludovatz: Es gibt rund 500 solche Fußballer rund um Barcelona. Und in ganz Spanien, sag ich, gibt es von solchen Fußballern zweieinhalbtausend.

Standard: Macht Ried Guillem und Kollegen stark?

Gludovatz: Bei uns laufen Spieler, die sich in den Blickpunkt rücken wollen. Vielleicht ist auch das ein Grund, dass sie bei uns mehr anzah'n, egal ob Spanier oder Österreicher. Wenn ein Regionalkicker kommt, macht er bei uns um einen Schritt mehr.

Standard: Ist es ein Vorteil, dass Ried nicht im Europacup engagiert ist?

Gludovatz: Ja. Denn ich glaube, dass unsere Eurofighter, wenn sie sich auf die Qualifikation für die Gruppenspiele der Europa League konzentrieren, ein bisserl auf die heimische Meisterschaft vergessen. Für mich hat sich nur Salzburg gezielt und qualitativ verstärkt. Die anderen holten Ergänzungsspieler.

Standard: Und das kommt Ihnen zugute.

Gludovatz: Mir? Ich bin ja nur ein Radl, das viel Koordination macht. Uns kommt die Arbeit von Gerhard Schweitzer zugute. Auch Michael Angerschmied ist kein gewöhnlicher Co-Trainer. Der steht oft dreimal am Tag am Platz. Das gehört auch einmal gesagt. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 23. August 2010)