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3. Mai 2010: St. Pauli feiert den Aufstieg in die erste Deutsche Bundesliga. Anhänger und Spieler machen kein Hehl aus der politischen Gesinnung des Kultklubs aus Hamburg.

Foto: AP/ Axel Heimken

Samstagabend, Bahnhof Altona in Hamburg: Rund 15 teilweise vermummte HSV-Hooligans attackieren laut Augenzeugenberichten Fans des Bundesligaaufsteigers FC St. Pauli, die eben vom Auswärtsspiel aus Freiburg nach Hause kamen. Die brutalen Angreifer machten nicht einmal vor Frauen und Kindern halt. Drei Personen wurden verletzt, ebensoviele vorläufig festgenommen.

Es war dies der bereits vierte derartige Übergriff auf St. Pauli-Anhänger innerhalb der letzten zehn Monate. Die Tat wurde von allen Seiten schärfstens verurteilt, vom HSV folgte am Montag die obligatorische Entschuldigung, doch was bleibt, ist eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber der wachsenden Gewaltbereitschaft  radikaler "Fußballfans", die nicht wie früher vor allem rund um die Stadien agieren, sondern nun an scheinbar x-beliebigen Orten für Angst und Schrecken sorgen.

Steine und Flaschen

Im Oktober vergangenen Jahres stürmten vermutlich Rostock-Hooligans das allwöchentliche Treffen der Fangruppe Ultra St. Pauli in deren Vereinslokal. Die Angreifer warfen mit Steinen und Flaschen und waren ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht waren. Der mit 20 Wagen zu spät eintreffenden Polizei bot sich ein Bild der Verwüstung, die Randalierer hatten längst das Weite gesucht.

Erst vor einigen Wochen stürmten Hoolgans aus Rostock mit Schlagstöcken bewaffnet während einer freundschaftlichen Fußballpartie zweier St. Pauli-Fanclubs auf das Spielfeld und warfen mit bengalischen Feuern, Tischen und Sesseln. Ein Angreifer konnte vor Ort von den Zuschauern überwältigt werden, alle anderen entkamen.

Attacke auf 13-Jährige

Vor ebenso nicht allzulanger Zeit wurden zwei 13-jährige Fans des Kultklubs in einer Seitenstraße auf dem Hamburger Kiez von HSV-Anhängern auf brutale Art und Weise von ihren Fanutensilien getrennt. Vorgänge wie diese bestätigen den aktuellen Trend in Sachen Fußballgewalt in Deutschland.

Sorgen bereitet den Fanvertretern der Hamburger Clubs vor allem das nahende Derby in der dritten Septemberwoche. Auch Dieter Bänisch, Geschäftsführer des "Vereins Jugend und Sport", ist in höchstem Maße besorgt. Nach den jüngsten Vorfällen seien laut Bänisch selbst die erfahrenen Fanprojektler des HSV "total platt". Vor allem die Tatsache, dass es auch völlig normale Leute treffen kann ist alarmierend. Die Verantwortlichen hoffen indes,  die Randalierer identifizieren und mit Stadionverboten belegen zu können.

Konsequenzen gefordert

Die Polizei sieht sich außer Stande, derartige Übergriffe zu verhindern, obwohl szenekundige Beamte in die Fangruppen eingeschleust wurden. Die Sicherheitsbedenken hinsichtlich des Derbys der beiden Stadtrivalen sind groß, eine Verlegung des Pauli-Heimspiels vom Millerntor in das HSV-Stadion steht zwar nicht zur Diskussion, doch der Ruf nach Konsequenzen wird immer lauter, denn das bisherige Deeskalations-Konzept ist nach Ansicht des HSV-Fanbeauftragten Mike Lorenz "über den Haufen geworfen worden". (red)