Australien befand sich am Montag in einer Art kollektivem Schock. Nach der Parlamentswahl am Samstag können weder die regierende Laborpartei von Premierministerin Julia Gillard noch die Konservativen unter Tony Abbot eine Regierung bilden. Am Montag waren die Stimmen nicht ganz ausgezählt, Labor fehlten jedoch klar vier Sitze auf eine Mehrheit.

Neben einem Grünen wurden drei unabhängige Parlamentarier ins Unterhaus gewählt. Ein vierter, ein ehemaliger Geheimdienstagent, kommt wahrscheinlich noch dazu. Wer die Vierergruppe auf ihre Seite ziehen kann, hat voraussichtlich die Mehrheit.

Die drei Unabhängigen im Unterhaus sind keine homogene Gruppe. Obwohl alle früher konservativen Parteien angehörten, haben sie zum Teil eher progressive Ansichten. Am Montag erklärten sie unisono, sie hätten sich in Gesprächen noch nicht für eine Seite entschieden.

Die Gunst der Unabhängigen könnte am Schluss jener Seite zufallen, die das beste Internet-Breitbandnetz anbietet. Bessere Kommunikation im Outback steht klar zuoberst auf der Wunschliste der drei. "Ich spreche hier mit ihnen über eine Scheiß-Telefonverbindung" , klagte einer der Abgeordneten in einem TV-Interview per Telefon über die schlechte Verbindungsqualität im Hinterwald.

Während Labor für 43 Milliarden australischer Dollar ein teilstaatliches Breitbandnetz bauen will, wollten sich die Konservativen zuletzt nur auf eine Minimallösung konzentrieren. (Urs Wälterlin aus Canberra/DER STANDARD, Printausgabe, 24.8.2010)