Caracas - In Venezuela ist im Jahr 2009 im Schnitt alle dreißig Minuten ein Mensch ermordet worden, rechnete die spanische El País vor. Sie stützt sich auf Zahlen des staatlichen Nationalen Statistikbüros und zahlreicher Menschenrechtsgruppen, die von zumindest 16.000 Opfern von Morden und tödlichen Überfällen ausgehen.

Viele Tote sind eher zufällige Opfer von Bandenkriminalität, etwa Kinder, die auf offener Straße durch eine verirrte Kugel getroffen werden. Vier Fünftel der Opfer, so rechnen die Behörden, sind Teil der niedersten sozialen Schicht. Mehr als 90 Prozent der Fälle bleiben unaufgeklärt.

Regierung verbietet Veröffentlichung von Gewaltbildern

Nach der umstrittene Veröffentlichung eines Fotos aus dem chaotische Leichenschauhaus von Caracas verbot die Regierung die Publikation weiterer "Gewaltbilder" für das kommende Monat. Die steigende Kriminalität ist laut Umfragen die Hauptsorge der Wähler vor der Parlamentswahl Ende September.

Präsident Hugo Chávez bezeichnete das Bild, das die Titelseite eines oppositionellen Blattes zierte, als "Verschwörung" gegen seine Regierung. Die Opposition beschuldigt ihn im Gegenzug, Mitschuld an der stetig wachsenden Gewalt zu haben. Die Regierung habe die Unterstützung für Lokalregierungen der Opposition gekürzt und nach einer verlorenen Wahl die Pistolen der lokalen Polizeitruppen "eingespart" , kritisierte der Oppositionspolitiker Henrique Capriles. (fan/DER STANDARD, Printausgabe, 24.8.2010)