Mit Mistgabel, Teufelsgeige und der Landluft in der Lunge werfen Lukas Plöchl aka "G-Neila" (links) und Manuel "Manix" Hoffelner die Frage auf: Sucht nicht jeder letztlich seinen "Fraunz"?

Foto: privat

Ein Einblick in eine Welt zwischen rustikalem HipHop, Ferguson-Feeling und der Toleranz gegenüber Misthaufen.

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Linz - "Über 140.000 views - do wird doch die Kuah im Stoi spinnat. Einfach nur lässig." Lukas Plöchl wirft einen prüfenden Blick auf die Internetplattform Youtube und nippt zufrieden an einem Soda-Zitrone. "Trackshitters are in the Bauernhaus", setzt Kumpel Manuel Hoffelner nach. Vor Ort kennt man die beiden 21- und 18-jährigen HipHop-Fans vor allem unter ihren Künstlernamen: "G-Neila" und "Manix". Oder einfach als "Trackshittaz". So weit, so normal, wäre da nicht auch noch der Fraunz.

Die beiden jungen Mühlviertler haben nämlich den französischen Nummer-eins-Hit Alors on danse gecovert, daraus kurzerhand Alloa bam Fraunz gemacht und den Song mit einem Video im "Bauern-Style" auf Youtube gestellt. Seitdem ist die Persiflage aufs Landleben ein absoluter Internet-Renner. Doch zunächst stellt sich für den unwissenden Städter eine Frage: Bitte, welcher Franz? Plöchl: "An Fraunz gibt's überall. Jedes Dorf, jede Stadt hat einen Fraunz." Die Idee zur Cover-Version sei nach dem Fußballtraining gekommen. "Der Manix hot's net so mit Französisch. Und als die Alors on danse im Klubhaus gespielt haben, hat der Manix immer ,Alloa beim Fraunz' verstanden".

Einfach nur "deppert"

Einen Tag später war dann die Mundartversion fertig: "A reine Hetz. Wir haben nie geglaubt, dass des so guat geht." Tat es aber, und so entschlossen sich die "Trackshittaz" zum Videodreh nahe Leopoldschlag. Plöchl: "Wir haben einfach gesagt, wir tun so deppert, wie wir können." Im Video tanzen die beiden daher im Neon-Leiberl und mit Sonnenbrille vor Misthaufen und Jägerstand. "Man darf das nicht so ernst nehmen. Uns war wichtig, dass wir uns selbst und die ganzen harten HipHop-Jungs auf die Mistschaufel nehmen. Und das macht auch die Beliebtheit aus", glaubt Lukas Plöchl. Und man versuche stets, ehrlich zu bleiben. Hoffelner: "I hob im Mühlviertel ka Ghetto, wir haben den Fraunz. Wir san Traktor-Gangsta und fahren mit dem Ferguson - net mit dem dicken Benz. Und san net cool und haben auch mit einem Misthaufen als Hintergrundkulisse fürs Video kein Problem." Doch auch wenn der Song aus einer "bierigen" Laune heraus entstanden sei, inhaltlich sei man "bitte net so weit von der Mühlviertler Realität weg". Plöchl: "Wos mochst als junger Mensch am Land? Los is net so viel, also kaufst a Bier und triffst dich auf a, zwa gepflegte Hüsn." Mitunter eben beim Dorf-Fraunz: I nix zum da, und hob an Durscht, da Fraunz ala, frog nan wos duast, er nix zum da, he gehst heid fuat? i bleib daham, Bier hob i gnuag. Man wolle sich aber auf keinem Fall lustig über das Landleben machen. "Ich studier' an der Wirtschaftsuni Wien - kenne also Land und Stadt. Beides gefällt mir, doch hier im Mühlviertel sind halt meine Wurzeln. Also: Wenn zu mir jetzt einer sagt 'Schleich di ham auf dein Acker' antworte ich nur: 'Ja, gerne.'" Das zeichne eben einen friedlichen HipHopper aus dem Mühlviertel aus: Hoffelener: "I brauch kan Beef". Bitte, wie meinen? "Na, kan Beef eben. Keinen Streit - des heißt so."

Doch auch wenn der Internet-Erfolg dem Rap-Duo recht gibt, mit einem baldigen Plattenvertrag rechnen die "Trackshittaz" nicht. Plöchl: "Das ist in Österreich ganz schwer. Aber fürs Bekanntwerden ist Youtube ideal." Wobei: Zumindest Lukas Plöchl aka "G-Neila" ist ja quasi zumindest aus musikalischer Sicht erfolgsverwöhnt. Mit seinem Jux-Klingelton vom "Öz Pedan" landete Plöchl bereits 2007 einen regionalen Sommerhit. "Des wor damals a Schulkollege von mir, da Peda aus Öz", klärt der Student auf.

Derzeit wird im Leopoldschlager Tonstudio - "wos klans eher" - eifrig an Fraunz Part two gefeilt. Plöchl: "Es braucht a Fortsetzung. Im Video geht da Fraunz mit ana Waffn in da Hosn ausm Haus. Und jeder glaubt, er geht zur Jaga-Hauptversammlung. Tut er aber nicht." Was tatsächlich passiert, kann ab Donnerstag auf Youtube angeklickt werden. Titel des neuen Tracks: De Würfi san gfoin. Und der erste Life-Gig ist bereits fixiert: Am 25. September beim Sunflower-Festival in Prambachkirchen wird der "Fraunz" wohl kaum "alloa" sein. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD - Printausgabe, 24. August 2010)