Foto: Droemer

Auch heuer macht die Kulturinitiative StadtLesen wieder Station in der Festspielstadt. Nach bewährtem Muster funktioniert sie den hiesigen Mozartplatz in ein Lesewohnzimmer um, dazu sollen rund 3000 Bücher bzw. Hörbücher, Sitzsäcke sowie kulinarische Angebote zur besseren Literatur-Verdauung beitragen. Wer schon immer einmal seine Stimmbänder öffentlich testen wollte, kann dies in der "Readers Corner" beim lauten Vortrag eines Textes tun. Und sich dabei eventuell mit der Mozartstatue "matchen" , der die Veranstalter heuer das Sprechen beigebracht haben.

Was tut man nicht alles für die Promotion von Hörbüchern? Oder der Hobbydeklamator nimmt sich ein Beispiel an der deutschen Schriftstellerin Tanja Kinkel, die am Freitag (17 Uhr) in der Leserecke ihren neuesten Roman vorstellen wird. Die vierzigjährige Münchnerin ist ein Star des überaus populären Segments Historienroman, seit 1990 hat sie dreizehn einschlägige Werke veröffentlicht - und es damit zu einer der erfolgreichsten Schriftstellerinnen im deutschsprachigen Raum gebracht.

Historische Personen aus Kultur oder Politik stehen im Mittelpunkt von Kinkels Büchern, Fakten mischen sich mit Fiktion, wenn die Autorin gesichertes Geschichtswissen (das sie penibel in Archiven recherchiert) mit fiktiven, poetisch bis spekulativ verbrämten Elementen kombiniert. Ob Römerzeit (Die Söhne der Wölfin), britische Schwarzromantik um Lord Byron (Wahnsinn, der das Herz zerfrisst), Kardinal Richelieu (Die Schatten von La Rochelle) oder Hexenverbrennungen (Die Puppenspieler) - der Stoff geht natürlich nie aus.

Heuer erschien das bislang letzte Epos Im Schatten der Königin (Droemer): eine Zeitreise in die Epoche der englischen Königin Elizabeth I (1533-1603), die Kinkel nach eigener Aussage bereits zwanzig Jahre lang geplant hatte.

Der Aufhänger ihrer Geschichte ist die rätselhafte und ungeklärte Beziehung der "Virgin Queen" zu einem - mit einer anderen Frau verheirateten - Jugendfreund namens Robert Dudley. Ob dieser und die Königin ein intimes Verhältnis hatten sowie die Hintergründe des mysteriösen Todes von Dudleys Ehefrau bilden nur zwei Aspekte des Romans, der eine Reihe von Intrigen und finsteren Machenschaften am Hof aufgreift und weiterspinnt. Die nächste Station von StadtLesen ist Graz mit Thomas Glavinic. (dog/DER STANDARD, Printausgabe, 25. 8. 2010)