Biologisch abbaubare Plastiktüten gelten immer noch als Rarität und werden die stabilen, aus nicht erneuerbaren Ressourcen hergestellten Plastikmaterialien, noch lange nicht ersetzen können. Denn genau diese Stabilität und Strapazierfähigkeit machen die konventionellen Tüten zum Standard und gleichzeitig zu einem immer größer werdenden Umweltproblem. Plastikverpackungen machen beispielsweise 25 % des australischen Abfalls aus.

Forscher der Swinburne University of Technology in Melburne glauben, dass die Wissenschaft eine Lösung bieten könnte. Die Universität unterstützt derzeit zwei Forschungsprojekte, die sich mit Bioplastik beschäftigen: Das eine untersucht die Zusammensetzung erneuerbarer Energiequellen, das andere die Kompostierbarkeit von Biopolymeren.

Zentraler Gegenstand der Arbeit der beiden Doktoranden Suchetana Chattopadhyay und Cameron Way ist eine aus Glasbehältern und Glasrohren bestehende Kompostmaschine, die genutzt wird, um neuartige Polymere auf Chitinbasis zu testen. Chitin ist das zweithäufigste natürliche Polymer und stammt hauptsächlich von Abbauprodukten in Schalentieren. Außerdem kommt Chitin in den Panzern von Krustentieren, Insekten und Spinnen vor. "Da auf den Polymeren auf Chitinbasis Kompostpilze gewachsen sind, konnten wir beweisen, dass dieses Material biologisch abbaubar ist", sagt Chattopadhyay.

Die Doktorandin hat sich nicht nur zum Ziel gesetzt, anorganische Abfälle zu reduzieren. Sie möchte auch ein aus Rohstoffen erzeugtes Biopolymer finden, das zur Herstellung für Lebensmittelverpackungen geeignet ist, jedoch nicht für die Nahrungsmittelproduktion benötigt wird. Bislang wurde Getreidestärke bei der Bioplastikherstellung am häufigsten verwendet. Da die Lebensmittelproduktion aufgrund negativer Umwelteinflüsse und der Herstellung von Biokraftstoff jedoch ohnehin stark belastet ist, suchen Forscher nach einer Non-Food-Alternative.

Gratwanderung zwischen Stabilität und Kompostierbarkeit

Beim zweiten Projekt der Swinburne University war Doktorand Cameron Way maßgeblich an der Entwicklung einer komplexen Kompostmaschine beteiligt. Mithilfe der Maschine konnte Way die Beziehung zwischen Beschaffenheit und biologischer Abbaubarkeit von Polymilchsäure-Lignocellulose-Verbindungen untersuchen. Mit Fertigstellung der Kompostmaschine ist Way ein interdisziplinärer Balanceakt geglückt. Er konnte gewährleisten, dass das Bioplastik zum einen über die nötige Stabilität verfügt, um für Plastikverpackungen verwendet werden zu können, und zum anderen die gewünschte Eigenschaft der Kompostierbarkeit aufweist.

Bei seiner Untersuchung hat er ein auf Getreidestärke basierendes Polymer verwendet, das mit Lignocellulosefasern gestärkt ist. Cameron Way zufolge liegt das Hauptaugenmerk des Projekts, das seit Mitte 2006 die Eigenschaften von Polymeren untersucht, auf der ganzheitlichen Betrachtung von biologisch abbaubarem Plastik. "Um ein ideales Verhältnis zwischen Beschaffenheit und biologischer Abbaubarkeit von Biopolymeren zu schaffen, müsste man zum einen den wissenschaftlichen Kenntnisstand in beiden Bereichen erhöhen und zum anderen ein Schlüsselbakterium oder - enzym finden, das den biologischen Abbau beschleunigt", sagt er. (red)