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Von den 96 Passagiere überlebten mindestens  42 Fluggäste den Absturz nicht

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Bei der Embraer vom Typ ERJ-190 wurden immer wieder technische Probleme festgestellt

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Chinas Flugbehörde CAAC hat für das Jahr 2010 landesweite Sicherheitsüberprüfungen angekündigt

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Nach der Bruchlandung eines Passagierjets der Henan-Airlines in Nordostchinas Katastrophenflughafen Lindu bei der Stadt Yichun, bei der 42 der 96 Passagiere und Flugbegleiter starben, hat die Suche nach den Unfallursachen begonnen. Ingenieure werteten die in den Trümmern gefundenen Flugschreiber (Black Box) aus. Helfer versprechen sich besonders vom Piloten Qi Quanjun Aufklärung. Er überlebte das Unglück mit schweren Verbrennungen, war aber am Mittwoch noch nicht aussagefähig.

Embraer vom Typ ERJ-190 schoss über Landebahn hinaus

Das Flugzeug, eine in Brasilien hergestellte Embraer vom Typ ERJ-190 war nach Ortszeit Dienstagnacht beim Aufsetzen über die Landebahn hinausgeschossen. Die Sichtverhältnisse sollen beim Anflug nur 300 Meter betragen haben. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zerbrach der Flieger, 2000 Meter von der Runway entfernt, in zwei Teile und brannte aus .

Meiste Tote aus dem Rumpf geborgen

Die meisten Toten wurden aus dem Rumpf des Fliegers geborgen, die Verletzten ins Krankenhaus gebracht. Einige der Toten waren während des Aufpralls aus der Maschine heraus geschleudert worden. Unter den 91 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern waren auch fünf Kinder.

40-minütiger Flug

Der aus Heilongsjiangs Provinzhauptstadt Harbin kommende Flieger, der für 108 Personen ausgelegt ist, hatte nur einen 40-minütigen Flug hinter sich. Die Strecke Harbin-Yichun wurde von Henan-Airlines erst seit diesem Jahr dreimal in der Woche beflogen. Die Behörden konnten bis Mittwoch Mittag Pekinger Zeit noch keine Angaben zu den Ursachen des Unglücks machen.

Vizeminister Sun schwer verletzt

Noch in der Nacht traf auch Chinas Vizepremier Zhang Dejiang vor Ort ein. Unter den Passagieren war eine von Vizeminister Sun Baoshu geleitete 18 köpfige Delegation des Pekinger Sozialministeriums, die zu einer Konferenz nach Yichun flogen. Vizeminister Sun wurde schwer verletzt und soll sich nach vierstündiger Notoperation in kritischem Zustand befinden.

Flughafen Lindu liegt in dichtbewachsenen Waldgebiet

Der Flughafen Lindu, der vor genau einem Jahr eröffnet wurde, liegt in einem dichtbewachsenen Waldgebiet, rund neun Kilometer von der 1,3 Millionen Einwohner zählenden Stadt Yichun entfernt. Der Flughafen soll wegen seiner Lage angeblich nicht für Nachtlandungen geeignet sein.

Sicherheitsüberprüfungen angekündigt

Es ist in Chinas Luftfahrt der erste Absturz nach einer langen vorfallsfreien Zeit von 69 Monaten. Zuletzt war im November 2004 ein Passagierflieger des Typs CRJ-200 in der innermongolischen Stadt Baotou abgestürzt, wobei 55 Menschen starben. Besonders tragisch: Chinas Flugbehörde CAAC hatte nach offiziellen Angaben für das Jahr 2010 landesweite Sicherheitsüberprüfungen angekündigt und in die Wege geleitet, um die „gute Bilanz in der Flugsicherheit" weiter zu erhalten und zu verstärken.

ERJ-190 - Immer wieder technische Probleme

Xinhua berichtete aber, dass es bei den Fluggesellschaften immer wieder technische Probleme mit den erst seit 2008 aus Brasilien importierten ERJ-190 gab. Erst im Juni hatte CAAC eine Arbeitskonferenz einberufen, um mit regionalen Carriers die Probleme mit den importierten Fliegern zu besprechen. Xinhua nannte etwa Schäden an den Turbinenabdeckungen und Schwierigkeiten mit den Flugkontrollanzeigen. Unter den Teilnahmern war auch die Kunpeng-Airline, Vorläuferin der gestrigen Unglücksgesellschaft Henan-Airlines, mit der sie im Zuge jüngster Umstrukturierungen zusammengelegt wurde. Alle Flüge von Henan Airlines wurden nach dem Unglück gekanzelt.

Marktpotenzial für die Embraer-Jets

Branchenprognosen von CAAC sprachen trotz der aufgetauchten Probleme von einem hohen Marktpotenzial für die Embraer-Jets, die vor allem Kurzstrecken-Flüge bedienen. China gilt als am schnellsten wachsender Flugzeugmarkt der Welt, der bis 2027 nach einer CAAC-Marktstudie einen Neubedarf von 3815 Fliegern, darunter 2822 großen Passagierflugzeuge haben wird. Vor allem Boeing und Airbus liefern sich dabei ein Rennen. (Johnny Erling aus Peking, derStandard.at 25.8.2010)