Bild nicht mehr verfügbar.

Der irische Tänzer Michael Flatley ist laut Guiness Buch der Rekorde der schnellste Stepptänzer der Welt. Sollten die Kosten für  Irlands Bankenrettung weiter steigen, wird auch Irlands Defizit Rekorde schreiben.

Foto: APA/EPA/Volker Dornberger

Weil die Kosten für die Bankenrettung noch unklar sind, hat Standard and Poor's das Kreditrating von Irland gesenkt. In der Kritik steht neben der Regierung aber auch das Berechnungsverfahren. 

***

Wien/Dublin - In Sachen Kreditwürdigkeit muss Irland einen weiteren Schlag hinnehmen. Nachdem die Ratingagentur Moody's vergangenen Monat die Bewertung Irlands auf Aa2 heruntergestuft hat, zieht jetzt auch die New Yorker Agentur Standard & Poor's (S&P) nach. Irland fiel damit auf AA-. Auf dieser Stufe steht der Inselstaat auch bei der Agentur Fitch. Irlands Rating war seit 1995 nicht mehr auf dieser Stufe. Das Rating ist aber immer noch um eine Stufe besser als jenes von Italien und um drei als das von Portugal. Außerdem senkte S&P den Ausblick auf negativ. Das bedeutet, dass in den kommenden ein bis zwei Jahren eine neuerliche Herabstufung droht, sollten die Kosten für die Rettung des Bankensystems nochmals steigen.

Man habe Angst, die Bankenrettungen könnten die steuerliche Flexibilität der Regierung mittelfristig schwächen, begründete S&P die Entscheidung. Die Agentur rechne damit, dass die Verschuldung 2012 auf bis zu 113 Prozent des BIPs steigen könnte, was um 50 Prozent über dem Durchschnitt der Euro-Zone liegt.

Von der irischen Schuldenagentur NTMA hagelte es indes Kritik am Berechnungsverfahren. Chef John Corrigan beschrieb das Herunterstufen als eine Enttäuschung, allerdings eine, die man erwarten konnte. Der zentrale Streitpunkt sind jedenfalls die Höhe der Kosten für die Bankenrettungen. Die Analyse basiere zu einem großen Teil auf der extremen Annahme, die Rettungsaktion der Banken beliefe sich auf bis zu 50 Milliarden Euro. Der Ansatz zur Berechnung sei daher fehlerhaft, meint Corrigan.

Viele irische Politiker sehen die Sündenböcke in der eigenen Regierung. Hier geht es vor allem um die Anglo Irish Bank. Als diese vor zwei Jahren verstaatlicht werden musste, sprach Finanzminister Brian Lenihan noch von Kosten in der Höhe von ungefähr 4,5 Mrd. Dollar (3,5 Mrd. Euro). Heute geht niemand mehr von diesen Größenordnungen aus. Notenbankchef Patrick Honohan bezifferte die Kosten für das gesamte Rettungspaket zuletzt auf 29 Mrd. Euro, was fast einem Fünftel der Wirtschaftsleistung des Landes entspricht. Michael Noonan, von der größten Oppositionspartei Fine Gael, verlangte vom Finanzminister eine endgültige Zahl für die Kosten der Bankenrettung. Auch der Finanzsprecher der Partei Sinn Féin, Arthur Morgan, sieht den Fehler bei der Regierung. Nur aufgrund ihrer Loyalität zu einem maroden Bankensystem würden die Kreditkosten einmal mehr anwachsen. Premierminister Brian Cowen versucht in der Zwischenzeit, die Investoren zu beruhigen.

Mit den schlechten Noten will man Dublin nun zwingen, endgültig Klarheit bei den Kosten der Bankenrettung zu schaffen. "Die Lage am Bankenmarkt sollte für die Regierung in den nächsten Monaten oberste Priorität haben", erklärte Chefvolkswirt Dermot O'Leary von den Goodbody Stockbrokers in Dublin. "Am Markt wird bereits jetzt mit noch ein bis zwei Herabstufungen gerechnet." Die Risikoaufschläge auf irische Staatsanleihen zu vergleichbaren deutschen Papieren stiegen auf 340 Basispunkte, das ist der höchste Stand seit der Schuldenkrise der Griechen im Mai. DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.8.2010)