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Panzer in Beirut nach Gefechten zwischen Schiiten und Sunniten

Foto: EPA/WAEL HAMZEH

Beirut - Nach blutigen Zusammenstößen zwischen Schiiten und Sunniten in Beirut ist die libanesische Armee am Mittwoch mit Panzern in das umkämpfte Viertel eingerückt. Die Regierungssoldaten sollten die Situation in dem westlichen Stadtteil Bourj Abi Haidar nach den Gefechten, die vier Menschen das Leben gekostet haben, unter Kontrolle bringen. Sicherheitskräfte korrigierten die Zahl der Opfer nach oben, nachdem am Dienstagabend von drei Toten die Rede gewesen war.

Es war der schwerste Zusammenstoß in Beirut seit Mai 2008, als die schiitische Hisbollah Teile Beiruts besetzte, nachdem die Regierung gegen das Kommunikationsnetzwerk der Organisation vorgegangen war. Damals gab es elf Tote.

Nach Angaben der Sicherheitskräfte kamen bei den Straßenkämpfen drei Mitglieder der Hisbollah und ein Angehöriger der konservativen sunnitischen Gruppe Al-Ahbash ums Leben. Mehrere Personen wurden bei den Gefechten verletzt. Ein Sprecher der prosyrischen Al-Ahbash teilte mit, es habe inzwischen ein Treffen zwischen Bevollmächtigten der Hisbollah, der Armee und seiner Gruppe gegeben, um ein erneutes Aufflammen der Kämpfe zu verhindern. Die Hisbollah wollte sich am Mittwoch nicht weiter zu dem Vorfall äußern.

Beide Gruppen haben in einer gemeinsamen Erklärung mitgeteilt, bei dem Zwischenfall sei es um einen persönlichen Streit ohne politischen oder religiösen Hintergrund gegangen.

Ein Gewaltausbruch war befürchtet worden, falls Hisbollah-Mitglieder vor dem Uno-Sondertribunal zur Ahndung des Mordes am sunnitischen Expremier Rafik Hariri, der 2005 bei einem Großanschlag getötet worden war, angeklagt werden sollten. Aus diesem Grund waren Syriens Staatschef Bashar al-Assad und König Abdullah von Saudi-Arabien - die im Fall Hariri sehr unterschiedliche Positionen vertreten - Ende Juli gemeinsam zu einer Schlichtungsmission nach Beirut gereist. Die Hisbollah erklärte, Israel verfolge über das Hariri-Tribunal das Ziel, den Libanon zu destabilisieren und Zwietracht zu säen, und stecke selbst hinter dem Mord.

Regierung ist gefährdet

Premierminister Saad Hariri, der Sohn der ermordeten Rafik Hariri, versuchte zuletzt, die Hisbollah damit zu beschwichtigen, dass nicht die Organisation, sondern höchstens Individuen angeklagt werden. Die Hisbollah sitzt in der Regierung, die 2009 erst nach monatelangen Verhandlungen zustande kam. Wenn sie zerbricht, fürchten viele um die Stabilität des Libanon. (AFP,apn/DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2010)