Die digitale Revolution hat nach fast 600 Jahren auch Johannes Gutenberg eingeholt. Was im 15. Jahrhundert die Erfindung des Buchdrucks durch den Mainzer war, ist heute die flexible Nutzung des Internets. Dem Trend zur digitalen Mobilität hat sich auch die Bayerische Staatsbibliothek in München angeschlossen: Seit Anfang Juli seien insgesamt 52 wertvolle Handschriften und Drucke online für Apples iPad und iPhone verfügbar - darunter die berühmte Gutenberg-Bibel, sagte Generaldirektor Rolf Griebel am Mittwoch.

Ein leichter Druck mit dem Zeigefinger reicht aus und die Buchseite gleitet sanft von rechts nach links über den Bildschirm. Nur zwei Klicks später ist der Nutzer wieder zurück in der Buchübersicht. Noch vor Jahren musste derlei mühsam in den Reihen der Bibliothek gesucht werden.

"Famous books - Treasures of the Bavarian State Library"

Die neue Anwendung "Famous books - Treasures of the Bavarian State Library" der Staatsbibliothek lässt sich intuitiv bedienen. Sie sei nicht nur für ein Fachpublikum gedacht, sagte der stellvertretende Generaldirektor, Klaus Ceynowa. Für die altertümliche Literatur sollten sich so auch Studenten und Jugendliche begeistern, die erfahrungsgemäß eher selten ein staubiges Buch in die Hand nehmen.

Das neue Programm kann kostenlos im App-Store heruntergeladen werden und bietet neben dem Werk des Buchdruck-Pioniers Gutenberg Stücke wie Wolfram von Eschenbachs "Parzival", das "Nibelungenlied" oder das "Evangeliar aus dem Bamberger Dom".

Die Applikation solle aber keinesfalls exklusiv für Apple-Nutzer zugänglich sein, bestätigte Ceynowa. Bereits jetzt sei geplant, die "Famous Books" für die nächste Generation der Tablet-PCs mit Windows Mobile Betriebssystemen umzuprogrammieren. "Die Anwendung soll global funktionieren." Aus diesem Grund sind auch alle Beschreibungen und Funktionen auf Englisch.

"Wir mussten überlegen, ob wir die Bilder aus dem Internet laden oder in die App integrieren"

Die Entwicklung der App habe knapp ein halbes Jahr gedauert, erklärte Markus Laymann, Geschäftsführer von Bokowsky und Laymann GmbH. "Wir mussten überlegen, ob wir die Bilder aus dem Internet laden oder in die App integrieren". Am Ende habe man sich für die erste Variante entschieden. Der Nutzer merkt dies an den Ladezeiten - einige Sekunden dauert der Seitenaufbau bei einer schnellen UMTS-Verbindung.

Bisher stieß das Programm bereits auf große Nachfrage. Schon zwei Wochen nach der Veröffentlichung belegte "Famous Books" Platz zwei der meistgenutzen Bücher-Apps. Aktuell finde es sich in den Top fünf. "Das zeigt, dass unsere Botschaft als Informationsdienstleister angekommen ist", sagte Ceynowa.

"Das Internet wird zunehmend mit mobilen Geräten genutzt", sagte Griebel. Um die Katalogsuche zu nutzen, sei bereits 2009 mit einer eigenen Applikation ein erster Schritt gemacht worden. "Famous Books" schließe nun daran an. Insgesamt zählt die Bayerische Staatsbibliothek derzeit rund 330.000 Titel in ihrem digitalen Bestand. (APA/dpa)