"Hier sollte stehen: Stürzt Stenzel!"

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Newole stört die allgemeine Straßenbeleuchtung: "Wie eine imaginäre Decke"

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Der Anwalt kennt auch die kleinsten Gassen seines Bezirks.

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"Der Schwedenplatz soll ein neues Gesicht bekommen"

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„Also ich bin ein Seitengassen-Liebhaber", sagt Karl Newole und spaziert durch den Ersten Wiener Gemeindebezirk. Sein Weg führt ihn durch enge Gassen, gemütliche Innenhöfe und vorbei an kleinen Läden. Touristengruppen verirren sich nicht hierher. Manchmal bleibt er stehen, spricht Menschen an, winkt durch ein Fenster. Newole hat Großes vor. Er möchte Ursula Stenzel stürzen. Und er weiß auch schon wie.

Der Unmut treibt ihn an

Der gebürtige Kärntner lebt seit Ende der 70er Jahre in Wien. Am 10.10.2010 wird der Rechtsanwalt mit der unabhängigen Liste „Wir im Ersten" für die Bezirkswahlen kandidieren - die Unterstützungserklärungen hat er bereits gesammelt. Dass er jetzt beschlossen hat in die Politik zu gehen hat mehrere Gründe. „Idealismus ist einer", sagt Newole, „denn man kommt nur weiter wenn man sich engagiert." Zum Anderen treibt ihn der Unmut darüber an, „dass Politiker keine Verantwortung für ihre Fehler übernehmen und diese meist ohne Konsequenzen bleiben". Ein Anwalt kann sich so ein Verhalten nicht erlauben. „Ich muss Probleme wirklich lösen, einem Politiker reicht die Ankündigung einer Lösung", sagt er. 

„Für die Leute wird nichts getan"

Wenn Newole seine Anwaltskanzlei in der Zelinkagasse verlässt, steht er schon vor einem seiner ersten Themenschwerpunkte. Er zeigt auf die gegenüberliegende Baustelle: „Das waren mal Wohnhäuser, jetzt kommt da ein Hotel rein". Er kritisiert, dass der erste Bezirk von einem ehemaligen Wohnbezirk zu einem Touristen- und Shoppingzentrum verkommt: „Für die Leute wird nichts getan". 

Ein paar Meter weiter trifft der Kandidat für das Amt des Bezirksvorstehers auf einen Gastronomen. Dieser würde sofort einen kleinen Feinkostladen eröffnen - wenn er seine Ware auch sonntags anbieten dürfte. „Wir brauchen wieder eine kleinteilige und wienerische Geschäftsstruktur", erklärt Newole. Der Gastronom stimmt ihm zu, dass es im Bereich der Nahversorgung Bedarf gibt: „Ich wäre dann der Österreicher ums Eck!". Und Newole ergänzt: „Es kann doch nicht sein, dass ich sonntags nur fünf Kilo Mozartkugeln kaufen kann!". 

"Da ist nix"

Newole spaziert Richtung Schwedenplatz. „Da ist nix, das ist eine reine Verkehrsfläche", befindet er und spricht davon die Fahrbahn unterirdisch zu führen, den Donaukanal wieder anzubinden, einen Markt und Kaffeehäuser zu errichten. Wie das alles finanziert werden soll? „Eine Vision darf man ja noch haben, man muss sich ja nicht nur auf Fahrradständer beschränken", antwortet er. Überhaupt hat er viele Ideen das Stadtviertel zu verschönern, zum Beispiel den Schilderwald beseitigen oder andere Lampen installieren. „Wieso schauen wir nicht welche Stadt ein Problem gut gelöst hat und machen es gleich?", fragt Newole. 

„Stenzel ist eine Bezirksgouvernante"

Die Arbeit der amtierenden Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel sieht Newole kritisch. „Stenzel ist eine Bezirksgouvernante, die die Anliegen der Leute nicht durchsetzt", sagt er und fügt hinzu: „Ich habe persönlich nichts gegen sie, aber sie ist in eine Parteiorganisation eingebunden und kann wenig tun". Er hingegen will etwas tun, denn „die Bürger sollen sich wieder in ihre eigenen Angelegenheiten einmischen können". Aus diesem Grund wird es insgesamt 130 „Ideenboxen" geben, die sein Team an verschiedenen Plätzen, zum Beispiel Apotheken und Trafiken, im Bezirk verteilen wird. In diese können die Wiener und Wienerinnen dann ihre Anregungen und Vorschläge stecken. „Mich hat noch nie ein Politiker gefragt was ich im Ersten will", erklärt Newole die Initiative. 

„Irgendjemand muss die Angelegenheit in die Hand nehmen"

Durch die „Ideenbox" werden einige Wiener und Wienerinnen vielleicht auf die Liste aufmerksam. Aber wie will sich Newole der breiteren Masse bekannt machen? „Durch direkte Gespräche mit den Menschen und über das Internet", sagt er. Plakatständer kann sich die Gruppierung nicht leisten, „allein 100 Ständer kosten schon 100.000 Euro", erklärt Newole, der den Wahlkampf privat finanziert. „Wir schauen einfach wie weit wir kommen", meint er, „aber irgendjemand muss die Angelegenheit jetzt mal in die Hand nehmen". (Nina Grünberger, derStandard.at, 26.8.2010)