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Foto: Reuters/Christian Charisius

Hamburg hat einen neuen Bürgermeister: Christoph Ahlhaus, erst 40 Jahre alt, Mitglied der CDU. Schon rein äußerlich betrachtet gibt es nicht viel Kontinuität zum Vorgänger: Im Gegensatz zum zarten Ole von Beust (CDU), der die Hansestadt neun Jahre lang regierte, ist Ahlhaus ein bulliges Schwergewicht, das aus seiner Unsportlichkeit und seinem Hang zur Gemütlichkeit gar keinen Hehl macht.

Auch politisch kündigt sich ein neuer Kurs an: Während von Beust zum liberalen Flügel der CDU zählt, gilt Ahlhaus eindeutig als Hardliner, wenngleich er selbst lieber den Begriff "mittigwertkonservativ" verwendet.

So mancher in den Reihen des grünen Koalitionspartners hat daher ziemliche Bedenken, ob die künftige Zusammenarbeit auch wirklich funktionieren wird. So missfiel den Grünen, dass Ahlhaus als Innensenator die Herkunft von Tätern in der Kriminalstatistik erfassen wollte. Auch seine Mitgliedschaft in der schlagenden Heidelberger Verbindung Turnerschaft Ghibellinia sorgte für Unmut. Als seine Verbindung zur Verbindung bekanntwurde, ließ sich Ahlhaus flugs von der Mitgliederliste streichen.

Apropos Heidelberg. Von dort stammt Ahlhaus, er ist also kein waschechter "Hamburger Jung". In der Stadt am Neckar absolviert der 1969 Geborene zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann, danach studiert er Jus und bekommt seine Zulassung als Rechtsanwalt.

Als die Hamburger CDU 2001 einen Landesgeschäftsführer sucht, bewirbt er sich. Es ist der Grundstein für seine rasche politische Karriere. 2008 wird Ahlhaus Hamburger Innensenator, und das wäre er vielleicht noch für einige Jahre geblieben, wenn nicht Beusts eigentlicher Kronprinz, Finanzsenator Michael Freytag (CDU), über die Fast-pleite der HSH Nordbank gestolpert wäre. Nach Freytags Rücktritt im März hat von Beust Ahlhaus konsequent als Nachfolger aufgebaut.

In der Hamburger CDU sitzt Ahlhaus gut im Sattel. Die Bürger aber muss er noch für sich einnehmen. In eineinhalb Jahren ist Bürgerschaftswahl, bis dahin will der verheiratete und kinderlose Ahlhaus ein "Bürgermeister zum Anfassen" werden.

Anders als von Beust genießt Ahlhaus keinen Sympathiebonus in der Bevölkerung. Im Gegenteil: Dass die Sicherheitsmaßnahmen für sein Privathaus in Hamburg und seine Zweitwohnung in Heidelberg 1,2 Millionen Euro kosten, nehmen ihm Hamburgs Steuerzahler übel. (Birgit Baumann/DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2010)