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Kassiererinnen mit Schleier und einem traditionellen langen schwarzen Mantel wird es nun in Saudi-Arabien doch nicht geben.

Foto: Reuters/Amit Dave

Jeddah/Riad - In Saudi-Arabien wird es auch in Zukunft keine Frauen an der Supermarktkasse geben. Die Supermarktkette "Panda" hatte beschlossen, als erstes Unternehmen des islamischen Königreichs Frauen an der Kasse zu beschäftigen. Dieser Beschluss wurde jedoch jetzt rückgängig gemacht, nachdem zahlreiche Bürger aus Protest gegen diese Neuerung zu einem Boykott der Panda-Geschäfte aufgerufen hatten. Ein Sprecher des Unternehmens sagte am Donnerstag in Riad, Panda werde für die 13 Frauen, die ihre Arbeit vor einigen Tagen aufgenommen hätten, andere Jobs finden. Die Supermarktkette werde sie nicht mehr an der Kasse beschäftigen, "um eine Konfrontation zu vermeiden".

"Frauen sind fleißiger"

"Verglichen mit Männern sind Frauen fleißiger", begründete Unternehmenssprecher Tarik Ismail anfangs den Schritt, Frauen an der Kasse zu beschäftigen. Sollte der Versuch gut verlaufen, werde Panda im ganzen Land Kassiererinnen beschäftigen, hieß es. Das Arbeitsministerium hätte dagegen nichts einzuwenden gehabt, sagte Sprecher Qussay Filali. Allerdings sollte sich die Kundschaft entscheiden können, ob sie von männlichem oder weibliche Personal bedient wird.

Die Firma Panda, die mehrheitlich zum Firmenimperium "Kingdom Holding" des Großinvestors Prinz al-Walid Ibn Talal (53) gehört, hatte den Widerstand konservativer Kreise offensichtlich unterschätzt. In den vergangenen Tagen hatten mehrere Religionsgelehrte des Königreichs Rechtsgutachten ("Fatwa") gegen die Arbeit von Frauen als Kassierinnen veröffentlicht. Zudem hatten Saudis eine Gruppe im sozialen Netzwerk "Facebook" gegründet, wo sie zu einem Boykott der Panda-Märkte aufriefen, falls das Unternehmen die Frauen nicht bis zum 24. September von den Kassen abberufen sollte.

Frauen dürfen in Saudi-Arabien nur bestimmte Berufe wie Lehrerin, Journalistin oder Bankkauffrau ausüben. Am Arbeitsplatz herrscht außerdem Geschlechtertrennung. Das bedeutet zum Beispiel, dass Kundinnen einer Bank in der "Frauen-Filiale" des Geldinstitutes von Frauen bedient werden. Es gibt auch kleinere Frauen-Einkaufszentren, in denen nur Frauen beschäftigt sind. Lediglich in den Krankenhäusern gibt es keine Geschlechtertrennung. Der Milliardär Prinz Walid, ein Enkel des saudischen Reichsgründers Abdulaziz Ibn Saud und (durch seine Mutter) des ersten libanesischen Ministerpräsidenten Riad Solh, gehört zu einer Minderheit liberaler Saudis, die sich für die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen für Frauen einsetzt. (red/APA)