Salzburg - "Dank der atemberaubenden Weite der Landschaft schenken Seminare in Tirol allen Teilnehmern unerwartete Einblicke", heißt es auf der Website des "Activ Sunny Hotel Sonne" in Kirchberg in Tirol. Das könnte auch für eine Tagung gelten, die von 3. bis 5. September dort stattfinden soll: Die "Zeitgespräche" sind ein Forum rechtsextremer und revisionistischer Historiker.

Als Vortragender angekündigt ist unter anderem Heinz Magenheimer, der in den 1990er-Jahren versuchte, die These vom "Präventivkrieg" Nazi-Deutschlands gegen die Sowjetunion salonfähig zu machen. Die gleiche These vertritt auch Walter Post, der ebenfalls auftreten soll. Der Vortragende Stefan Scheil wiederum bestreitet überhaupt, dass der Zweite Weltkrieg mit dem unprovozierten Überfall der Wehrmacht auf Polen begonnen hat. Schließlich soll bei den "Zeitgesprächen" auch die "Helmut-Sündermann-Medaille" verliehen werden - benannt nach einem SS-Obersturmbannführer und Stellvertreter des Reichspressechefs der Nazis.

Das Activ Sunny Hotel Sonne gehört der Familie des ehemaligen Kitzbüheler FPÖ-Bezirksparteiobmanns Paul Steindl, seine Tochter sitzt immer noch im Bezirksparteivorstand. Im Hotel heißt es auf Anfrage, mit dem Inhalt der Tagung habe man sich nicht beschäftigt. Man bekomme nur die Buchungen, und zwar von der Kitzbüheler Agentur Resch Reisen.

Deren Chef Gerhard Resch ist kein Unbekannter: Bis vor wenigen Wochen war er FPÖ-Stadtparteiobmann in Kitzbühel. Dann legte er seine Funktion zurück - aus Protest gegen die Parteiausschlüsse einiger Rechtsausleger der Tiroler FPÖ und weil Landesobmann Gerald Hauser Kritik an Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz geübt hatte. Auf die "Zeitgespräche" angesprochen, sagt Resch zum Standard, er sei für Meinungsfreiheit: "Ich sehe darin die Aufarbeitung einer schwierigen Zeit." Auf der Tagung würden "sehr viele Hintergründe aufgearbeitet werden", der Organisator Gert Sudholt sei für ihn "ein Ehrenmann".

Im Vorjahr hatten die "Zeitgespräche" in einem Salzburger Hotel stattgefunden. Das Hotel hatte nach einem Standard-Bericht im März angekündigt, dass es zukünftig "keine Räumlichkeiten für Veranstaltungen dieser Art" mehr vermieten werde. (Markus Peherstorfer, DER STANDARD, Printausgabe, 27.8.2010)